Mit seinem Stuttgarter Weindorf ist er am sichtbarsten in der Stadt. Doch der 140 Jahre alte Bürgerverein Pro Stuttgart ist mehr als nur Ausrichter der großen Hocketse – und will sich jetzt bekannter machen.

Das Image Stuttgarts, es bot schon Stoff für Tausende Debatten und Witze. Unvergessen die „Stadt zwischen Hängen und Würgen“, mit der man den Slogan „Großstadt zwischen Wald und Reben“ verballhornte. Auf mehr oder weniger gelungene Sprüche hatten die Erfinder der Stadtwerbung wohlweislich verzichtet. Vor 140 Jahren schon hat der Bürgerverein Pro Stuttgart sich ums Image Stuttgarts gesorgt und gekümmert.

 

Dieses Jahr ist der 140. Geburtstag

Am 8. Juni 1885 finden sich im Gesellschaftshaus Oberes Museum an die 40 Stuttgarter aus dem Kreis der Bürgervereine ein. Dabei sind als erster Vorsitzender Stadtrat und Hoflieferant Eberhard Fetzer und eine ganze Reihe angesehener Geschäftsleute. Sie gründen einen „Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs“. Möglichst viele Touristen sollen die angenehmen Seiten der lebensfrohen Stadt kennenlernen.

Der erste Stadtführer auf Englisch erscheint 1908

Der neue Verein wächst zügig und beginnt schnell, auch selbst Kulturprogramme auf die Beine zu stellen. 1898 fährt ein Blumenkorso von 130 Fahrzeugen durch Stuttgart, an dem auch Gottlieb Daimler beteiligt ist. Unter den 60 000 Zuschauern finden sich zudem die Mitglieder des Königshauses. Im selben Jahr beginnen die Amerika-Feste im Schlossgarten, es erscheint ein Stadtführer auf Englisch. 1908 gründet man in Plochingen als Partnerverein den Fremdenverkehrsverein Württemberg und Hohenzollern, den Vorläufer des heutigen Tourismusverbandes.

Die Vorstände: Sven Hahn, Andreas Zaiß, Jens Zimmermann (von links) /Foto: Dominik Tuerk

Schon bald nach dem Krieg eröffnet man 1946 wieder eine Auskunftsstelle in den Ruinen des Marquardtbaus. 1949 wird das städtische Verkehrsamt gegründet, das dem Verein immer mehr Aufgaben abnimmt. Das führt in den 70ern zur Krise. Der Leiter des Verkehrsamts, Peer-Uli Faerber, übernimmt daraufhin den Vorsitz, führt die Mitglieder in Richtung Bürgerverein hin und erfindet gemeinsam mit Erich Brodbeck vom ADAC das Stuttgarter Weindorf.

Mehr Mitglieder gesucht

Doch der Verein ist mehr als nur Organisator des Weindorfs. Vorstand Jens Zimmermann und seine Kollegen Sven Hahn und Andreas Zaiß haben sich frisch wiedergewählt auf die Fahnen geschrieben, mehr Mitglieder zu gewinnen. Denn wie andere Vereine auch habe Pro Stuttgart ein Problem mit dem Nachwuchs, sagt Zimmermann. 450 Mitglieder hat man noch, es sollen wieder mehr werden. Deshalb werde man eine Mitgliederkampagne starten – und auf das umfangreiche Kulturprogramm hinweisen, etwa Führungen durch die MHP-Arena oder die John-Cranko-Schule, Spaziergänge durch den Stadtteil Berg oder die Leonhardsvorstadt, After-Work-Events, das Thema Wein noch mehr in den Blickpunkt nehmen. Zudem stellt der Verein seit Jahrzehnten Hunderte Baumpaten.

Die Beiräte /Foto: Dominik Tuerk

Mitglieder werden also noch gesucht, der Beitrag beginnt im Übrigen bei 59 Euro im Jahr. Die Beiräte hat man schon gefunden. Der ehemalige Regionalpräsident Thomas Bopp, Gastronomin Annette Currle, Andrea Gehrlach von Stuttgart-Marketing, Gastronomin Birgit Grupp, Markus Hofherr, Dehoga, Citymanager Holger Siegle, Architekt Manfred Strauß, Arndt Gießer, Leiter Privatkunden der BW-Bank, Wengerter Konrad Zaiß sowie die Vorstände wurden gewählt.