Ehrenamtliche der Initiative Lebensraum Möhringen-Fasanenhof-Sonnenberg helfen Senioren mit der Post von Ämtern und Behörden. Doch der Verein braucht Verstärkung. Wir haben mit den Verantwortlichen gesprochen.
Möhringen - Manchmal sind es ganze Wäschekörbe voll Post. Ein Berg Arbeit, der regelrecht Angst macht. Immer wieder erlebte die Diakonin Birgit Keyerleber, dass insbesondere ältere Menschen mit der Flut an amtlichen Briefen überfordert sind. Das wurde ihr auch von ihren Kollegen von der Diakoniestation Möhringen-Sonnenberg-Fasanenhof berichtet. „Die Mitarbeiter dort sind für die Pflege zuständig. Sie haben gar keine Zeit, sich auch um die Post zu kümmern“, sagt Keyerleber. Sie wollte etwas tun, ein Angebot schaffen für Menschen, die geistig fit sind und daher keine gesetzliche Betreuung brauchen, in einer bestimmten Situation aber Hilfe benötigen.
Die Ilm hat eine besondere Dankeskultur
Seit vier Jahren gibt es darum die Kümmerer. Es ist ein Projekt der Initiative Lebensraum Möhringen-Fasanenhof-Sonnenberg (Ilm). Die Ehrenamtlichen helfen zum Beispiel bei der Ordnung von Schriftstücken, bei der Beantwortung von Briefen, beim Ausfüllen von Anträgen für Pflegedienstleistungen oder bei der Organisation eines Umzugs in ein Pflegeheim. „Manche unserer Klienten brauchen über einen längeren Zeitraum eine Begleitung. Zum Beispiel dann, wenn sie eine Sehbehinderung haben. Andere Aufträge sind bereits nach kurzer Zeit wieder erledigt“, sagt die Projektleiterin Gisela Bischoff-Wilhelm. Letzteres könne unter anderem dann der Fall sein, wenn sich nach einem Krankenhausaufenthalt viel Post angesammelt habe. Der Bedarf ist groß. Darum sucht die Ilm neue ehrenamtliche Helfer. „Unsere Kümmerer sind älter geworden“, erklärt Bischoff-Wilhelm. Aktuell engagieren sich elf Frauen und Männer für das Projekt. Für diese gibt es in etwa die gleiche Anzahl an Klienten. Doch immer wieder müsse, beziehungsweise wolle die Ilm kurzfristig reagieren, wenn jemand Hilfe brauche. Für diese Situation gebe es aktuell keine Kümmerer, die abrufbereit seien, erklärt die Projektleiterin.
Sie und die Ilm-Geschäftsführerin Birgit Keyerleber betonen, dass die Ehrenamtlichen gut auf ihre Aufgabe vorbereitet werden. Bischoff-Wilhelm besucht im Vorfeld jeden potenziellen Klienten und überlegt dann zusammen mit Keyerleber, welcher Kümmerer zu diesem Auftrag passen könnte. Zudem werden alle Mitarbeiter umfassend geschult, und es gibt regelmäßige Treffen zum Erfahrungsaustausch. Darüber hinaus hat die Ilm mehrere Kooperationspartner wie die Diakoniestation, die Caritas und den Betreuungsverein. Die Mitarbeiter dort helfen, wenn die Kümmerer nicht mehr weiter wissen.
Organisationstalent und Einfühlungsvermögen
Die Ehrenamtlichen sind über die Ilm versichert. Eine Aufwandsentschädigung gibt es nicht, Auslagen werden jedoch erstattet. Und: „Die Ilm hat eine besondere Dankeskultur entwickelt“, sagt Keyerleber. So gebe es jedes Jahr für alle Ehrenamtlichen eine Einladung zum Essen und ab und zu ein großes Fest. Wer Kümmerer werden will, sollte vor offizieller Post nicht zurückschrecken, ein gewisses Organisationstalent mitbringen, schnell Vertrauen zu fremden Menschen aufbauen können und Einfühlungsvermögen haben. Für die Klienten ist das Angebot kostenlos. Doch immer wieder sind diese so dankbar für die Hilfe, dass sie die Ilm mit einer Spende bedenken. Die Ehrenamtlichen dürfen kein Geld annehmen. Manchmal sagen die Senioren daher auf anderem Weg danke. „Einmal hat ein Klient für unsere ehrenamtliche Mitarbeiterin gekocht und beide haben zusammen einen schönen Abend verbracht“, sagt die Projektleiterin.
Wer Hilfe braucht oder Kümmerer werden will, meldet sich bei der Ilm unter Telefon 07 11/7 19 42 61 oder per Mail an info@ilm-ev.de.