Die 13-jährige Mia Gall macht mit beim Tag des Ehrenamts und hospitiert im Pflegeheim.

Stuttgart-Zuffenhausen - Mit den kleinsten Dingen kann den Menschen hier ein Lächeln ins Gesicht gezaubert werden, was ich unglaublich schön finde“, diese Erkenntnis gewann die 13-jährige Mia Gall aus Zuffenhausen im Rahmen der Aktion „Mitmachen Ehrensache – Jobben für einen guten Zweck“, die am Internationalen Tag des Ehrenamts am 5. Dezember ausgerichtet wurde. Die Schülerin am Eschbach-Gymnasium in Stuttgart-Freiberg war hierbei im Zuffenhäuser Pflegeheim Samariterstift mit seinen 80 Bewohnerinnen und Bewohnern zu Besuch. Dort machte sie sich über die Tätigkeit als Betreuungsassistentin einen genaueren Eindruck – schenkte den Pflegebedürftigen ein offenes Ohr, erkundigte sich darüber, wie es ihnen geht oder brachte ihnen einen frischen Obstsalat. Vier Stunden lang tourte sie gemeinsam mit ihrer Anleiterin, der Betreuungsassistentin Petra Strobel, durch die Einrichtung – 20 Euro für den Einsatz gab es obendrauf, die für einen guten Zweck gespendet werden.

 

Das Samariterstift kennt die Schülerin bereits: „Meine Mutter arbeitet hier als Altenpflegerin. Ich habe sie schon oft abgeholt und auf ihrer Station besucht. Ein paar Bewohner kennen mich bereits“, sagt die Siebtklässlerin. „Daher habe ich nachgefragt, ob ich hier mitarbeiten kann im Rahmen der Aktion. Und es hat zum Glück geklappt.“

Mit Petra Strobel besuchte das Mädchen einzelne Bewohner. Unter anderem einen älteren Herren, der sie fragte, ob sie auch Latein sprechen könnte. Er konjugierte voller Enthusiasmus das Verb „sprechen“, sie zog nach und beeindruckte ihn damit. Eine andere Bewohnerin wiederum, 99 Jahre alt, war fasziniert von den Zöpfen der Schülerin. Mehrmals fragte sie sie, ob sie diese anfassen dürfe – Mia Gall bejahte. Die 99-jährige Dame begann aber auch aus ihrem Leben zu erzählen und die 13-Jährige hörte ihr aufmerksam zu. „Die Menschen hier haben so viel erlebt. Ich finde es immer wieder spannend, zuzuhören.“ Ein guter Gesprächseinstieg wäre zu erzählen, welche Schule sie besucht. Viele Senioren fingen dann an, aus ihrer eigenen Schulzeit zu berichten. Auch die Themen Tod und Einsamkeit wurden angesprochen – eben alles, was die Bewohner beschäftigte.

Die Pflegesituation wird nicht einfacher

Was nahm die Schülerin von diesem Tag mit? „Wie sich die Bewohner über ein Gespräch freuen. Manche meiner Mitschüler meinten, es wäre eine langweilige Tätigkeit, was ich nicht bestätigen kann, denn die verschiedensten Themen kommen auf. Ich werde auf jeden Fall gerne wieder vorbeischauen. Den Beruf als Betreuungsassistentin finde ich auf jeden Fall sehr interessant“, sagte Mia Gall.

„Es ist eine Win-win-Situation für die Jugendlichen und für uns. Wir sind sehr froh über jede Unterstützung und begrüßen es, dass junge Menschen zu uns kommen und den Alltag hier kennenlernen“, erklärte Hausleitung Eva Neumeier das Konzept, das seit etwa 20 Jahren umgesetzt werde. „Einerseits mit dem Gedanken, neue Fachkräfte zu gewinnen, aber vor allem auch um die soziale Kompetenz der Jugendlichen zu stärken und ihnen Werte unserer Gesellschaft zu vermitteln – und wenn es nur darum geht, einem älteren Menschen einen Sitzplatz in der vollen Stadtbahn anzubieten.“

Die Pflegesituation werde nicht einfacher, jede Fachkraft werde dringend benötigt, betonte Neumeier. „Wir haben aber noch Glück.“ Insgesamt 85 Voll- und Teilzeitkräfte und 15 Auszubildende sind hier beschäftigt. „Doch die Anforderungen an Pflegekräfte werden immer größer. Auch werden Menschen schwerer pflegebedürftig. Palliative Pflege wird zunehmend wichtiger, ebenso diejenige für Menschen mit Demenz.“ Daher sei es umso erfreulicher, wenn jüngere Generationen sich einsetzen – ob als Ehrenamtliche, Praktikanten oder Mini-Jobber. „Diese extra Zeit sowie Aufmerksamkeit, die sie den Bewohnern schenken, ist unbezahlbar.“