In der Abteilung in Korntal fehlen nach wie vor Freiwillige. Der Bürgermeister bringt eine Fusion mit Münchingen ins Spiel. Einen geeigneten Standort dafür scheint es jedoch nicht zu geben.

Korntal-Münchingen - Das Problem ist eigentlich schon lange bekannt: In Korntal finden sich nicht genügend Ehrenamtliche für die dortige Abteilung der freiwilligen Feuerwehr. 41 Feuerwehrleute gibt es im Stadtteil, laut den Vorgaben des Gemeinderats sollen es jedoch 54 sein. Die Wehr in Münchingen hingegen steht mit 61 Helfern gut da. In Hinblick auf Korntal ist die Stadt jedoch nach Angaben des Landratsamts Schlusslicht im Kreis.

 

Obwohl das Problem seit Jahren besteht, ist keine Lösung in Sicht. Der Kommandant Thomas Bräuner sieht die Lage „kritisch“. Vor allem tagsüber sei es in Korntal schwierig. Wie in vielen anderen ländlichen Kommunen auch sei der Ort tagsüber leer, weil viele nicht dort arbeiteten. Zwar soll die geforderte Stärke von 54 Personen „alle Eventualitäten abfedern“, weshalb theoretisch auch das bestehende Personal ausreicht. Aber das Ziel, jederzeit in zehn Minuten mit den ersten neun Einsatzkräften vor Ort zu sein, wird damit schwer zu erreichen. Bei einem Einsatz werden beide Abteilungen alarmiert. Weil die Verkehrsanbindung zwischen Korntal und Münchingen aber nicht optimal ist, braucht die jeweils andere Abteilung im Zweifel länger als zehn Minuten. Zwar könnten theoretisch auch über die Kreisgrenze hinweg andere Wehren helfen, etwa aus Stuttgart. Diese wären aber laut Bräuner auch nicht schneller vor Ort.

Bürgermeister bringt mögliche Fusion ins Spiel

Die Gründe dafür, dass sich in Münchingen genügend Personal findet, in Korntal aber nicht, kann Bräuner nicht klar benennen. Der Korntal-Münchinger Bürgermeister Joachim Wolf sieht grundlegende Unterschiede: „In Münchingen haben viele Menschen eine stärkere traditionelle Verbundenheit zur Feuerwehr als im städtisch geprägten Korntal.“

Eine mögliche Lösung für das Defizit könnte für Wolf eine Fusion der beiden Abteilungen sein. Zumindest dürfe das „kein Tabuthema“ sein. „Wir sehen nicht, dass das Problem so gelöst würde“, sagt hingegen Bräuner – jedenfalls nicht, wenn es darum gehe, in zehn Minuten mit genügend Kräften vor Ort zu sein. Ein Gutachten hatte 2013 ergeben, dass es für eine fusionierte Feuerwehr keinen Standort gäbe, von dem aus alle Bereiche im geforderten Zeitraum erreichbar wären. Dieses Problem sieht auch Wolf, der Bürgermeister findet aber, man könnte noch einmal neue Untersuchungen starten. Gegen eine Fusion spräche zwar auch die jeweilige Ortsverbundenheit, wegen der manche Kameraden eine Fusion „kritisch“ sähen. „Aber die Situation ist dramatisch.“ Mittelfristig sehe er kaum eine andere Perspektive, sagt Wolf. In „aller Ruhe“ wolle er darüber sprechen: „Das braucht Zeit.“

Letzte Möglichkeit: Pflichtwehr

Finden sich langfristig nicht genügend Freiwillige in Korntal, gäbe es laut Feuerwehrgesetz auch die Möglichkeit einer Pflichtwehr. Davon hält Bräuner wenig: „Das wird nicht funktionieren, weil man die Leute so nicht motiviert.“ Schon eher sähe er in hauptamtlichen Kräften eine Lösung. „Bei der Verwaltung stoßen wir da aber auf wenig Gegenliebe.“ Diese Lösung sei „wirtschaftlich nicht darstellbar“, sagt Joachim Wolf, man bräuchte eine gewisse Anzahl an Kräften, die außerhalb der Einsätze Leerlauf hätten. „Wer soll das bezahlen?“ Mit Werbung will die Verwaltung mehr Freiwillige locken. Auch die Entschädigungen wurden unlängst erhöht, und es gibt ein Bonussystem. Finanzielle Anreize allein, wendet Bräuner ein, würden keinen dazu bewegen, zur Feuerwehr zu gehen.

Anders als bei der Einsatzabteilung sieht es bei den Jugendwehren aus – diese sind laut Bräuner gut aufgestellt. Viele Jugendliche würden später dabeibleiben. Obwohl auch hier die Münchinger meist in der Überzahl seien, sei die Struktur in Korntal im Moment „positiv“. „Vielleicht“, sagt Bräuner, „gibt es ja eine Trendwende.“