Ehrenamtliche Rettungsschwimmer Ein Hauch von Baywatch in Reichenbach

Engagiertes Team am Beckenrand: einige der aktiven Wachgängerinnen und Wachgänger der DLRG Reichenbach. Foto: Kartin Ait Atmane

Das Reichenbacher Freibad profitiert stark vom ehrenamtlichen Einsatz junger Rettungsschwimmer der DLRG. Ganz so gefordert wie die Kollegen im TV-Klassiker sind sie zwar nicht. Aber die Coronapandemie hat ganz neue Aufgaben mit sich gebracht.

Der Eröffnungstag des Reichenbacher Freibads war rekordverdächtig: bestes Wetter und ein gewaltiger Ansturm von Badegästen. Solche Tage machen deutlich, warum die Helferinnen und Helfer von der DLRG so wichtig sind. Wenn das Becken voll ist, kann eine Person kaum den Überblick behalten. „Je mehr Augen dann auf das Wasser gucken, umso besser“, sagt Petra Sträter, die örtliche DLRG-Vorsitzende.

 

Die jüngsten „Schnupperwachgänger“ sind erst 13 oder 14

Die Ehrenamtlichen in ihren roten T-Shirts mit der gelben Aufschrift verteilen sich ums Becken und drehen immer wieder eine Runde. Denn viele Gefahrensituationen lassen sich so abwenden – vorbeugen ist immer das Beste. Wer den Rettungsschwimmer Bronze absolviert hat, meistens mit 13 oder 14 Jahren, kann sich zusammen mit erfahreneren Freiwilligen als „Schnupperwachgänger“ an die Aufgabe rantasten. Der Rettungsschwimmer Silber qualifiziert dann zum vollwertigen Wachgänger. Wobei im Ernstfall zuerst der Schwimmmeister gefragt ist. „Aber es gibt ja noch viel drumherum zu tun“, sagt Petra Sträter. „Wenn im Ernstfall das Adrenalin steigt, ist Routine wichtig.“

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Die Wachgänger, von denen einige ausgebildete Sanitäter sind, wissen, wo der Defibrillator hängt, wie man mit Beatmungsbeutel und Sauerstoff umgeht oder auch mit dem Spineboard einen Verunglückten rückenschonend aus dem Wasser holt. Das wird immer wieder geübt, zum Beispiel zum Saisonauftakt – zusätzlich zum Erste-Hilfe-Kurs samt Rettungsschwimmerabzeichen, das alle zwei Jahre aufgefrischt werden muss. Julian Mechler weiß, wie viel Engagement hinter diesem Amt steckt, macht er doch schon seit fast 15 Jahren selbst Rettungswache und ist zudem seit Jahren als Wachleiter für die Organisation der Teams zuständig. Dass sich die Wachgänger seit Corona über einen Online-Plan organisieren, macht die Sache für ihn einfacher, ebenso wie die Tatsache, dass es ausreichend Engagierte gibt. Bei knapp 40 aktiven Wachgängern hat jeder im Schnitt vier bis fünf Dienste pro Saison.

In der Pandemie blieb der Nachwuchs aus

Fünf 14-Jährige sind derzeit als Schnupperwachgänger dabei, eine von ihnen ist ganz frisch dazugestoßen. Sonst sind es mehr, die Pandemie hat hier eine Lücke gerissen, auch wenn das Training so weit möglich durchgezogen wurde. Aber es sind einfach weniger Zugänge in der Eingangsgruppe zu verzeichnen gewesen als in normalen Jahren. Auch die Gemeinschaft konnte nicht wie sonst gelebt werden, die üblichen Feste und Veranstaltungen fehlten. Das war für die DLRG ein Grund mehr, die Impfaktionen des mobilen Impfteams in Reichenbach zu unterstützen: „Es war schön zu helfen und mal wieder was gemeinsam zu machen.“

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Beim Dienst im Freibad mussten die Wachgänger als Autorität auch Coronaregeln durchsetzen. Das habe ganz gut geklappt, Dinge wie das „Kreisschwimmen“ hätten „im Lauf der Saison immer besser funktioniert“, sagt Julian Mechler. Und die Badegäste seien alle sehr froh gewesen, dass das Freibad überhaupt geöffnet hat. Dass die Gemeinde schon 2020 früh eine klare Entscheidung traf, rechnet ihr die DLRG hoch an. Damals seien die Badeseen geradezu überrannt worden, erinnert sich Petra Sträter, und auch einige Unfälle seien dort passiert. Im Reichenbacher Freibad hat sie ebenso wie Julian Mechler noch keinen wirklich gravierenden Vorfall erlebt.

Vom Wachgänger zum Schwimmmeister

Sträters Sohn Nico, 16 Jahre alt, gehört ebenfalls zu den Wachgängern. Er mache das, um „hier das Freibad zu unterstützen und weil es halt Spaß macht“, sagt er. Für ihren wichtigen Dienst, mit dem sie auch den Fortbestand des Reichenbacher Freibads fördern, bekommen die Engagierten eine Saisonkarte von der Gemeinde. Und manchmal auch einen Ferienjob: „Viele gute Rettungsschwimmer und Wachgänger werden als Aushilfen angeworben“, sagt Petra Sträter. Von mindestens einem Reichenbacher DLRG-Mitglied weiß sie, dass es dann auch tatsächlich den Berufsweg Schwimmmeister eingeschlagen hat.

Zurzeit freuen sich alle auf eine hoffentlich gute Saison und die anstehenden Termine: Ende Juni sind württembergische Meisterschaften, für die sich einige aus Reichenbach qualifiziert haben. Und am 3. Juli findet das Freundschaftsschwimmen, das Schülertreffen im Bezirk Fils, in Reichenbach statt, zum ersten Mal wieder seit 2019.

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