Für ihr langjähriges bürgerschaftliches Engagement auf dem Burgholzhof in Bad Cannstatt haben Eberhard Brinkmann und Günther Weinhart die Ehrenmünze der Stadt Stuttgart bekommen.

Bad Cannstatt - Eberhard Brinkmann und Günther Weinhart sind für ihr langjähriges bürgerschaftliches Engagement auf dem Burgholzhof mit der Ehrenmünze der Stadt Stuttgart ausgezeichnet worden. Bürgertreff, Stadtteilzeitung und Hausaufgabenbetreuung sind die Kernpunkte des Engagements. Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler würdigte bei der Verleihung im Bezirksbeirat, dass Brinkmann und Weinhart „mit sehr viel Engagement, Zeitaufwand und Liebe maßgeblich die Stadtteilzeitung gestaltet haben und auch darüber hinaus in hohem Maße ehrenamtlich aktiv sind und so zur Belebung des Burgholzhofes beitragen“.

 

Als der Burgholzhof als einstiges Kasernengelände in einen neuen Stadtteil transformiert und von 1998 an aufgesiedelt wurde, waren Eberhard Brinkmann und Günther Weinhart mit die ersten Bewohner. Wie aber bringt in einem neuen Quartier Leute zusammen? Wie erfahren sie, was in einem Stadtteil geboten ist, was öffentlich interessante, wichtige Themen sind? Das waren zentrale Fragen, die Brinkmann und Weinhart umgetrieben hatten. Vor allem, als die städtische Gemeinwesenarbeit auslief: „Darauf konnten wir aufbauen“, sagt Weinhart. So ist bereits 1999 die erste Ausgabe der „Stadteilzeitung Burgholzhof“ erschienen. Die Nummer 67 vom Jahresende war zugleich die letzte. Künftig gibt es noch einmal im Jahr ein Art Chronik des Stadtteils.

Identifikation mit dem Burgholzhof

Zwei Gründe nennt Weinhart: „Der Burgholzhof ist in einem stabilen Stadium, außerdem wird der Stoff ein bisschen dünner. Es waren viele junge Familien zugezogen, vieles ging um die Kinder, und da sind viele inzwischen herausgewachsen. Die Menge des Stoffes hat nachgelassen.“ Viermal im Jahr pünktlich präsent zu sein, das war „zwei Wochen vorher immer intensive Arbeit“, sagt Brinkmann, „aber es hat einen eigenen Blick auf den Stadtteil gegeben. Und es hat sehr viel Spaß gemacht. Wir wollten, dass die Leute wissen, was hier passiert. Als Beitrag zu einem Stadtteilnetzwerk“. Das habe er als „relevante, nützliche Aufgabe“ verstanden.

Weinhart führt das weiter aus: „Wir haben darin auch einen Beitrag zur Identifikation mit dem Burgholzhof gesehen, zu einer Art Stadtteil-Gefühl. Auch gegen die Anonymität in der Großstadt.“ Sowieso sei der Burgholzhof „überschaubar und ein bisschen wie ein Dorf“. Dass dort eine Art Dorflinde gepflanzt wurde, passe durchaus. So findet es der Literaturwissenschaftler Weinhart, der als freiberuflicher Lektor arbeitet, auch „kein ganz schiefes Bild“, wenn man die Stadtteilzeitung als „gedruckte Dorflinde“ bezeichnet. Zumal das Blatt schon über den „großen Teich“ hinweg Verbindung geschaffen, wie Brinkmann erzählt: „Von Ehemaligen, die in die USA gezogen sind, hatten wir kürzlich eine Anfrage. Die interessieren sich für ihren alten Wohnort und verfolgen das über unsere Homepage weiter.“

Bürgertreff als gelebtes Netzwerk

Und übers Gedruckte hinaus haben Brinkmann und Weinhart mit anderen Aktiven bereits im Jahr 2000 den Bürgertreff gegründet: „Den gibt es immer noch!“, betont Brinkmann, von Haus aus Berufsschullehrer: „Wir treffen uns einmal im Monat. Das ist gelebtes Netzwerk, eine Plattform für Information und Austausch. Wenn jemand etwas initiieren und sich organisieren möchte, dann findet er im Bürgertreff Mitstreiter.“ Wichtig sei die Kontinuität: „Als Glühwürmchen funktioniert das nicht.“

Das gilt auch für die Hausaufgabenbetreuung für Grundschulkinder, die Weinhart 2003 ins Werk gesetzt hat. „Wir haben gesehen, dass viele Kinder Unterstützung brauchen. Aber auch Eltern, die sich mit unserem Schulsystem nicht auskennen“, berichtet Weinhart. Aktuell sind es 14 Kinder, die das Angebot unterm Dach des Jugendtreffs wahrnehmen: drei Mal die Woche, jeweils zwei Stunden nachmittags. Ein „Stamm von sechs Leuten“ stehe dafür zur Verfügung, „und immer wieder kommen ältere Schüler dazu, die helfen“, sagt Weinhart. Derzeit zwei Schülerinnen, die sich regelmäßig in der Hausaufgabenbetreuung betätigen.

„Hauptkundschaft“ seien „Bewohner mit Migrationshintergrund“, wobei Weinhart eine Brücke zur Flüchtlingsthematik schlägt: „Das ist auch eine Chance, zu erleben, wie viele interessante Menschen und gute Familien es gibt!“ Ein Beitrag also auch zu interkultureller Integration? „Das würde ich so sehen“, sagt Weinhart. Auch für diese „Belebung des Burgholzhofes“ wurde das Duo mit der Ehrenmünze ausgezeichnet.