Als Ministerpräsident hat er Dutzende von Ehren-Professoren „gemacht“. Nun wird Erwin Teufel selber einer: sein Nachnachfolger Winfried Kretschmann ehrt ihn mit dem Titel – den Grüne und Rote früher vehement ablehnten.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Als Ministerpräsident war Erwin Teufel (CDU) ein eifriger Professorenmacher. Mehreren Dutzend Prominenten verlieh er in seiner langen Amtszeit den Ehrentitel – zum Beispiel der Demoskopin Renate Köcher, seinem Ex-Kollegen Bernhard Vogel oder dem früheren Daimler-Chef Jürgen Schrempp. Alle drei revanchierten sich übrigens mit Lobesreden bei Teufels Abschied.

 

Teufels Nachfolger Günther Oettinger fand diese Praxis etwas befremdlich, auch wegen der anrüchigen Rechtsgrundlage: das Gesetz stammte aus der Nazizeit. „Die Bezeichnung Professor“, hatte Adolf Hitler darin dekretiert, „wird ausschließlich von mir verliehen.“ Unter Oettinger wurde 2009 ein „Auszeichnungsgesetz“ beschlossen, das auch die Kür von Ehrenprofessoren regelte. SPD und Grüne waren damals strikt dagegen. Völlig überflüssig sei die Ehrung, befand der heutige Justizminister Rainer Stickelberger (SPD); andere Länder kämen gut ohne sie aus. Es handele sich um einen „uralten Zopf“, der dringend abgeschnitten gehöre, sekundierte die heutige Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne). In der Forscherszene werde dieser Weg zum Titel geradezu als beleidigend empfunden. Oettinger machte von dem neuen Recht nur sparsam Gebrauch, sein Nachfolger Stefan Mappus lediglich ein einziges Mal.

Grummeln schon über Schusters Ehrung

Leicht pikiert waren die grün-roten Kritiker schon, als Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) Anfang 2013 seinen ersten Professor machte: Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) erhielt den Titel zum Abschied. Begründung: er habe seine Politik stets auch wissenschaftlich fundiert. Die Ministerin Bauer, die vorab nicht gefragt worden war, reagierte trotzig. Für sie bleibe der Ehrentitel ein „alter Zopf“, ließ sie ausrichten.

Unbeirrt davon ehrt Kretschmann nun wieder einen CDU-Mann: Am nächsten Montag macht er seinen Vorvorgänger Erwin Teufel, den Professorenmacher, selbst zum Professor. Gewürdigt würden dessen „herausragende persönliche Verdienste um Demokratie, Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg, Deutschland und Europa“. Der einstige Philosophiestudent ohne Abschluss wird Professor – man darf gespannt sein, ob es bei Grün-Rot jetzt wieder rumort.