Die Bürgerinitiative Nürtingen am Neckar erhält das „Ei der Heckschnärre“. Im Kampf gegen ein Hotel sind Dieter Braunmüller und Fritz Eisele in vorderster Reihe gestanden.

Nürtingen - Fritz Eisele und Dieter Braunmüller – bei nicht wenigen Nürtinger Gemeinderäten und Teilen der Stadtverwaltung stellen sich bei diesen beiden Namen die Nackenhaare auf. Doch gerade weil dies so ist, haben Eisele und Braunmüller am Aschermittwoch das „Ei der Heckschnärre“ entgegengenommen – stellvertretend für die Bürgerinitiative Nürtingen am Neckar. Die örtliche SPD würdigt damit den Widerstand der Initiative gegen ein geplantes Hotel am Neckar.

 

Zwei Wahlen besiegelten das Ende der Hotelpläne

In diesem Kampf waren Fritz Eisele und Dieter Braunmüller die Gesichter der Initiative. Eisele sagte in seinem Redebeitrag in der Kreuzkirche, dass die Argumente der Bürgerinitiative von den Hotelbefürwortern, allen voran dem damaligen Oberbürgermeister Otmar Heirich (SPD), lange Zeit einfach ignoriert worden seien. Der auf Höhe der Fischtreppe geplante „überdimensionierte Hotelkomplex in nicht zu überbietender architektonischer Schlichtheit“, so Fritz Eisele, hätte das Neckarufer verschandelt. Die Initiative sammelte 4701 Unterschriften gegen das umstrittene Vorhaben. Zu dem angestrebten Bürgerentscheid kam es indessen nicht, weil vor zwei Jahren der Beschluss zum Verkauf der Fläche im Gemeinderat wieder aufgehoben wurde.

Endgültig vom Tisch waren die Hotelpläne dann aber erst ein Jahr später. Der Gemeinderat entschied im Februar 2019, vor der Nürtinger Oberbürgermeisterwahl und den Kommunalwahlen im Mai keine weiteren Beschlüsse mehr zu fassen. Unter dem neuen Oberbürgermeister Johannes Fridrich (parteilos), der am Aschermittwoch die Laudatio auf die neuen Heckschnärren-Preisträger hielt, ist von einem Hotel am Neckar keine Rede mehr. Vielmehr präsentiert sich Nürtingen in seiner Bewerbung um eine Landesgartenschau als „Stadt am Fluss“, mit einer Entscheidung der Jury wird im Sommer gerechnet.

Das Psychiatriegelände wird mit Wohnhäusern bebaut

Den Bau eines Hotels hat die Initiative letztlich verhindert. Dasselbe gelang ihr bei der Bebauung des Psychiatriegeländes mit Wohnungen weiter flussabwärts jedoch nicht. Der Landkreis hat das Gelände zur Refinanzierung des Klinikneubaus auf dem Nürtinger Säer an eine Immobilienfirma verkauft. Dazu Fritz Eisele: „Durch die massive Bebauung wird nun leider ein früheres Revier der Heckschnärre den Vorstellungen des Landrates aus Esslingen und den kommerziellen Interessen eines Immobilieninvestors geopfert.“

Als vorbereitende Maßnahmen für den Hochwasserschutz sind inzwischen Bäume auf dem Gelände gefällt worden. „Der Kahlschlag der grünen Oase kann bereits besichtigt werden“, bedauerte der frischgebackene Preisträger Fritz Eisele.

Das Wappentier und der Preis

Heckschnärre
Im Uhrengiebel des Nürtinger Rathauses steht in einer Nische oberhalb des Stadtwappens eine Heckschnärre. Über diesen in Nürtingen nicht mehr vorkommenden Vogel wird berichtet, dass er „hoch aufgerichtet und laut schnärrend sein Revier verteidigt“.

Auszeichnung
Anfang der 1980er Jahre kam in der Nürtinger SPD die Idee auf, einen Preis für Bürger zu stiften, die sich nach dem Vorbild des Wappentiers aufrecht schnärrend um das Wohl der Stadt verdient gemacht haben. Das „Ei der Heckschnärre“ wird seit 1984 an Einzelpersonen, Initiativen oder Vereine verliehen. Die Preisverleihung findet immer am Aschermittwoch in der Kreuzkirche statt. Unter anderen zählt auch der Schriftsteller Peter Härtling zu den Preisträgern. Die Auszeichnung ist in diesem Jahr zum 36. Mal vergeben worden.