Die Sommerferienbetreuung, die die örtliche evangelische Kirchengemeinde ausrichtet, ist stets rasch ausgebucht. In diesem Jahr aber ist noch Luft nach oben. Hängt das mit dem Coronavirus zusammen oder doch mit dem Behördenstress?

Riedenberg - Anfang dieser Woche gilt’s. Dann werden die Weichen gestellt für das diesjährige Waldheim in Riedenberg. Dann werden die Macher der Ferienbetreuung der evangelischen Kirchengemeinde wohl bei einer Ortsbegehung im Eichenhain erfahren, wie die Freizeitgestaltung aussehen wird. Mit Vertretern des Regierungspräsidiums, der Stadt und der Naturschutzverbände wird es um die Flächen gehen, die den Kindern in dieser Saison zur Verfügung stehen werden.

 

Neue Regeln für den Eichenhain

Das Regierungspräsidium hat im vergangenen Jahr für den Eichenhain neue Regeln verhängt. Nach 70 Jahren des ungehinderten Tobens dürfen Kinder und Betreuer nur noch ausgewiesene Bereiche des Naturschutzgebietes nutzen – als Kompromiss, damit sie nicht komplett rausmüssen. Für Spiele muss der Tross etwa auf eine Wiese am Ilse-Beate-Jäckel-Weg ziehen. Das hat Proteste ausgelöst – in der Bevölkerung, im Bezirksbeirat, unter den Waldheimlern. Klaus Offterdinger, der Kirchengemeinderatsvorsitzende, sagt: „Wir waren in die Auswahl der Flächen nicht eingebunden.“

Der Frust ist groß. Bei den Veranstaltern und offenbar auch bei den potenziellen Nutzern. Normalerweise ist das Waldheim stets ausgebucht. In diesem Jahr bleibt der ganz große Run bislang aus. Die Anmeldungen kommen zögerlich. 20 bis 30 Prozent weniger sind bisher eingegangen. Selbst im heiß begehrten ersten Abschnitt sind aktuell von 190 Plätzen erst 130 belegt. Im zweiten Abschnitt sind noch 90 von 170 Plätzen frei, in der Zwischenwoche sogar nahezu alle der 70 Plätze.

Kinder haben den Wald vermisst

„Ich war selber überrascht“, sagt Klaus Offterdinger. Möglicherweise spielten das Coronavirus und eine Unsicherheit der Familien bei der Urlaubsbuchung eine Rolle. Corinna Minten von der Mütterinitiative weiß indes, dass der Behördenstress mitschwingt und dass manche Eltern ihre Kinder bewusst nicht anmelden, weil die Betreuung im vergangenen Jahr nicht so viel Spaß gemacht habe. „Sie haben den Wald vermisst“, hat Corinna Minten erfahren, Kontrollgänge von Amtsmitarbeitern, bei denen Kinder fotografiert und gezählt worden seien, hätten ihr Übriges getan. Konkurrenz gebe es. „Gerade in den Sommerferien gibt es viele Alternativangebote“, sagt sie.

Anja Lobmüller, die Waldheim-Leiterin, geht mit konkreten Wünschen zur Ortsbegehung. Sie hofft auf Flächen mit einer besseren Bodenbeschaffenheit, mit mehr Schatten und mehr Abstand zu den Fußwegen. „Ich fände es schon toll, wenn man ich Eichenhain wieder spielen könnte.“ Seinen Teil beitragen will das Team auch. Umweltschutz-Schulungen für die Mitarbeiter soll es geben.

Gesamte Konzeption stünde in Frage

Die Kirchengemeinde hat noch bis Ende der Waldheim-Saison 2021 eine Ausnahmegenehmigung, wenngleich über die nutzbaren Flächen jedes Jahr aufs Neues verhandelt werden muss. Klaus Offterdinger befürchtet, dass die Kinder danach ganz rausmüssen, „ein Teil der Beteiligten will das und formuliert das so“. Trete das ein, müsse man die gesamte Konzeption überdenken, betont Anja Lobmüller. „Dann muss man überlegen, ob man überhaupt noch so viele Kinder annehmen kann.“ Sie zitiert ein Kind: „Ein Waldheim ohne Wald ist nur ein Heim.“