Der Eichenprozessionsspinner ist überall auf dem Vormarsch. In Sindelfingen ist wegen ihm momentan das Spielen auf dem Holzi-Platz verboten. In Herrenberg klagen Bürger über Hautausschläge.

Sindelfingen/Herrenberg - Der bei vielen Kindern beliebte Spielplatz Holzi im Sindelfinger Stadtteil Eichholz liegt am Waldrand. Doch der Standort mit den vielen Vorteilen wie Autofreiheit, viel Platz zum Verstecken und viel Natur hat auch seine Tücken. Den Namen Eichholz trägt das Wohngebiet schließlich nicht von ungefähr. Der Stadtteil wurde mitten in den Wald gesetzt. Dort wachsen vor allem Eichen. Und diese werden seit einigen Jahren immer wieder vom gefährlichen Eichenprozessionsspinnern besiedelt.

 

Haare können Asthma auslösen

Auch auf dem Spielplatz hat er sich breit gemacht. Deshalb wurde der Platz vor zwei Wochen gesperrt. Das Betreten ist verboten. Aus Sicherheitsgründen. Denn die Raupen sind gefährlich. Sie haben sehr feine Brennhaare, die oft abbrechen und viele hundert Meter weit durch die Luft fliegen können. Die feinen Härchen lösen beim Kontakt bei Menschen häufig starken Juckreiz und Reizungen an der Haut und den Augen aus. Auch die Atemwege können beim Einatmen gereizt werden und Bronchitis oder Asthma auslösen. Manchmal kommt es auch zu starken allergischen Reaktionen.

Bei der Herrenberger Stadtverwaltung haben sich kürzlich mehrere Personen gemeldet, die über starkes Jucken an den Armen klagten, nachdem sie sich an eine Eiche angelehnt hatten. Ein Betroffener hatte die Raupen am Baum gesichtet. Doch da war es schon zu spät.

Sowohl in Herrenberg als auch in Sindelfingen sind die Mitarbeiter der zuständigen Verwaltungsabteilungen bereits im Frühjahr unterwegs gewesen und haben vorsorglich Eichen in der Nähe von Schulen und Kindergärten behandelt. In Sindelfingen wurden auch im Freibad Raupen gefunden und beseitigt, in Herrenberg wurden sie am Parkfriedhof und beim Schickhardt-Gymnasium entfernt.

Vor allem Kommunen am Rande des Naturparks Schönbuch mit seinem hohen Eichenbestand kämpfen gegen den Eichenprozessionsspinner. Relativ einfach sei die Bekämpfung der Raupen bei frei stehenden Bäumen, die auch bevorzugt befallen würden, sagt Reiner Mikolaj, der Chef der Technischen Dienste in Holzgerlingen. Fast unmöglich sei es, die Schädlinge bei dicht stehenden Bäumen im Wald auszumerzen. Auch in Holzgerlingen hat man bereits im Mai vorsorglich die Schwerpunkte des vergangenen Jahres mit einem Biozid besprüht. Ist ein Baum befallen, klettern Mitarbeiter mit dem Hubsteiger auf die Bäume und entfernen die Nester – natürlich in voller Schutzmontur und mit Mundschutz, um keine Haare einzuatmen. Dabei werden die Nester entweder abgesaugt oder abgeflammt.

Waldkindergarten muss ausweichen

Ähnlich geht die Gemeinde Hildrizhausen im Schönbuch vor. „Wir mussten kürzlich für eine Weile das Areal des Waldkindergartens sperren“, berichtet eine Mitarbeiterin des Rathauses. Kinder und Erzieher hätten auf ein anderes Waldstück ausweichen müssen. In Herrenberg beauftragt die Stadtverwaltung eine Spezialfirma mit dem Entfernen der gefährlichen Nester. Die Mitarbeiter des Amts für Technik, Umwelt und Grün beobachten die neuralgischen Standorte und sprühen im Frühjahr präventiv ein Biozid gegen die Ansiedlung der Schädlinge. „Die Verbreitung des Eichenprozessionsspinners hat wegen der Wärme in den vergangenen Jahren stark zugenommen“, sagt die Stadtsprecherin Anne Reichel.

In Sindelfingen hofft man, auf dem Holzi bald Entwarnung geben zu können. „Durch den Regen hat sich die Situation verbessert“, sagt die Stadtsprecherin Nadine Izquierdo. Die Kinder des Viertels können es kaum erwarten, bis sie dort wieder toben dürfen.