Der Museumsverein lässt am Wochenende in Welzheim die alte Tradition des Eierhetzelns wieder aufleben. Dabei lassen die Spieler hartgekochte Ostereier eine Art Sprungschanze hinunterrollen – „so lange, bis der Dotter blitzt“.

Welzheim - Gespielt wird, bis der Dotter blitzt“, sagt Heinrich Lindauer vom Historischen Verein Welzheimer Wald. Und nennt damit die goldene Regel einer Sportart, die er an Ostern als kleiner Bub im Garten seiner Oma betrieben hat: das Eierhetzeln. Dabei lassen die Teilnehmer hart gekochte, gefärbte Eier eine Art Sprungschanze – die Hetzel – hinabrollen. Und zwar so lange, bis die Schale kaputt ist, dann wird das Ei gegessen.

 

Eine Tradition aus dem Welzheimer Wald

Die aus zwei ungefähr 1,50 Meter langen Holzlatten zusammengenagelte Rinne hätten „die Museumswerker des Vereins“ gebaut, erklärt Lindauer und rückt das gute Stück auf dem kleinen Rasenplatz vor dem Welzheimer Stadtmuseum zurecht. Neben der Hetzel steht ein Korb, gut gefüllt mit gekochten Ostereiern in allen nur denkbaren Farben. Jetzt fehlen nur noch wettkampfbegeisterte Ostersportler.

Heinrich Lindauer muss nicht lange warten. Kaum ist alles bereit, steht auch schon die Familie Swoboda aus Waiblingen mit ihrem Besuch aus Bayern neben der Hetzel. „Ich wusste nicht, was Hetzeln ist, aber wir haben in der Zeitung davon gelesen und sind extra gekommen“, sagt Uwe Swoboda. Dann greift er sich ein dunkelblau gefärbtes Ei, platziert es auf der hölzernen Startbahn, und los geht’s. Das Ei rollt mit flottem Tempo die schiefe Ebene hinab, kullert einen guten halben Meter durchs Gras und bleibt dann liegen. Nun ist der Nächste dran, oder besser die Nächste.

Theresa aus Bayern legt ihr Ei auf die Startposition und lässt es hinabrollen. Es landet unweit des anderen Eis, berührt es aber nicht. Das freilich sei das Ziel beim Hetzeln, erklärt Heinrich Lindauer. Er selbst bleibt außen vor, schließlich hat er die Schiedsrichterrolle übernommen.

Wer ein Ei zertritt, muss fünf Cent zahlen

Jeder Spieler versucht, mit seinem Ei möglichst viele andere Eier zu berühren. Für jeden Treffer wird der glückliche Schütze vom Besitzer des getroffenen Eis belohnt – mit dem Spieleinsatz in Höhe von jeweils einem Cent. Nun ist David an der Reihe. „Feuer frei“ ruft jemand, dann rugelt es los, das Ei, kullert durchs Gras – und kurz darauf ist deutlich ein Knacksen zu hören: ein Treffer. Die Centstücke wandern von der einen Hosentasche in die nächste und zurück, der Ehrgeiz ist geweckt. Beim Einsammeln der Eier für die nächste Runde staksen die Spieler vorsichtig durchs Gras, denn wer ein Ei zertritt, muss dem Besitzer als Entschädigung fünf Cent zahlen.

Heinrich Lindauer gibt als erfahrener Hetzler noch einige Tipps, wie Spieler Einfluss auf die Route ihres Eis nehmen können. Zuerst kommen die erlaubten Kniffe: „Wenn man die Spitze nach rechts legt, dann rollt das Ei eher in diese Richtung, wenn man sie nach links ausrichtet, dann rollt es nach links.“ Und dann wären da noch illegale Methoden, die Lindauer auch nicht verschweigt: „Manche nehmen Gips- oder Stopfeier, die gehen nicht kaputt.“

Doch auch Hühnereier sind erstaunlich hart im Nehmen. Runde um Runde wird gespielt. Irgendwann sind fast alle Schalen angeknackst. Heinrich Lindauer reicht den Spielern Salz und Pfeffer: „Guten Appetit.“