Mit einer Eilentscheidung hat der Landrat Richard Sigel an diesem Mittwoch die Einrichtung eines eigenen Corona-Testzentrums in die Wege geleitet. Betrieben werden soll es von den Rems-Murr-Kliniken und dem DRK-Kreisverband.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Waiblingen - Mit einer Eilentscheidung für ein eigenes Corona-Testzentrum drückt der Rems-Murr-Landrat Richard Sigel bei der Eindämmung der Viruserkrankung aufs Tempo. Noch bevor sich die Kreisräte mit den Kosten und der Standortfrage befassen können, gab Sigel am Mittwoch die „unverzügliche Einrichtung“ in Auftrag. Betrieben werden soll das neue Testzentrum von den Rems-Murr-Kliniken und dem Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes, für den Landrat Sigel als Vorsitzender engagiert ist.

 

Schwerpunkt des Testzentrums sollen Reihenkontrollen mit sogenannten Antigen-Tests zur patientennahen Anwendung in Schulen und Kindergärten sein. Außerdem ist die neue Einrichtung mit der kreisweiten Schulung und Testung von Personal in den Pflegeeinrichtungen beauftragt. Hintergrund für den Aufbau zusätzlicher Kapazitäten ist, dass das Hauptlabor des Rems-Murr-Kreises wegen der steigenden Infektionszahlen an die Grenzen kam. Bereits vor einer Woche ging im Landratsamt die Mitteilung ein, dass Laborkapazitäten und Equipment für sogenannte PCR-Tests erschöpft seien.

Laborkapazitäten sind ausgeschöpft

Um auch Personen ohne akute Krankheitssymptome zu testen, solle besser der Antigen-Test zum Einsatz kommen. Schon jetzt gibt es wegen der steigenden Testzahlen offenbar einen Proben-Rückstau von drei bis vier Tagen. In Einzelfällen müssen Menschen, die infiziert sein könnten, sogar bis zu fünf Tage auf das Ergebnis einer PCR-Testung warten – mit allen damit verbundenen Problemen wie der Verzögerung bei der Nachverfolgung möglicher Kontaktpersonen bis zu massiven Beschwerden der Betroffenen.

Auch die Ärzteschaft im Rems-Murr-Kreis hat über ihren Pandemie-Beauftragten mehrfach signalisiert, dass die neue bundesweite Testverordnung ihre Kräfte übersteigt. Reihenuntersuchungen in Schulen und Kindertagesstätten seien nicht dauerhaft leistbar, die Versorgung von Menschen mit Krankheitssymptomen habe Vorrang. Abbauen soll den akuten Engpass nun das im Hauruck-Verfahren umgesetzte Testzentrum. „Die Rems-Murr-Kliniken haben bereits ausreichend Antigen-Tests besorgt, um in den kommenden Monaten ein verlässliches Testkonzept umzusetzen“, heißt es in einer erst am Mittwoch öffentlich gewordenen Drucksache des Kreistags. Für den Klinikbetrieb werden monatlich etwa 25 000 Tests benötigt. Weil sich die Kliniken frühzeitig eingedeckt haben, reicht das Material offenbar aus, um die geplanten Reihenuntersuchungen abzudecken. „Wir würden uns manchmal wünschen, dass die Politik auch durchdenkt, wie das in der Praxis umgesetzt werden soll“, sagte Landrat Sigel am Mittwoch zur bundesweiten Testverordnung.

Landkreis rechnet mit rund 25 000 Tests in Schulen und Kitas

Über den Daumen gepeilt rechnet der Landkreis in den nächsten Monaten mit rund 25 000 Tests in Schulen und Kindertagesstätten. Das entspricht etwa 1000 Schulklassen beziehungsweise Kita-Gruppen. Weitere 15 000 Tests sollen für die Schulung und eine erste Testung des Personals in Pflegeheimen genutzt werden. Kreisweit gibt es 124 Einrichtungen, die erreicht werden sollen. Kalkuliert wird im Landratsamt allein für Personal und Testmaterial in der ersten Pjase mit Kosten von 400 000 Euro – je mehr Tests gemacht werden, desto teurer wird es. Standort für das Testzentrum ist wohl Winnenden. Dass der Landrat für die Eilentscheidung politische Prügel bezieht, ist eher nicht zu erwarten. Klaus Riedel, Fraktionschef der Kreistags-SPD, hat den Beschluss am Mittwoch schon mal begrüßt. „Das kann eine Chance zur Eindämmung der Pandemie sein, ohne Unternehmen, Schulen und Kitas noch einmal in einen Lockdown zu zwingen“, sagt er.