Aus einem Guss ist anders: Während der Neubau der Landesbibliothek wächst und schon Strukturen des Erdgeschosses erkennbar sind, fehlt für die Sanierung des Altbaus weiterhin ein Konzept. Nach einem Entwurf der Architekten könnten sich diese Arbeiten bis 2026 hinziehen.

Stuttgart - Die Erweiterung der Württembergischen Landesbibliothek (WLB) wird immer mehr zur Geduldprobe für ihren Direktor Hannsjörg Kowark. Erst hakte die Finanzierung des Neubaus, dann das Grundwassermanagement – und nun hofft er seit Monaten vergeblich auf ein Renovierungskonzept für den Altbau. „Seit 2015 diskutieren wir über die Sanierung und haben noch nicht einmal einen genehmigten Plan.“ Die Flächen sind abgesperrt, von denen aus später die Brücke zum Neubau führen soll. Die Cafeteria ist weg, auch die Arbeitsplätze vor den Räumen der Verwaltung. Der große Wandteppich lagert auf einer Rolle, die in einem Holzgestell hängt, und aus der Kunst am Bau wurde mittlerweile Kunst in Schutzfolie.

 

Kowark weiß, dass gut Ding Weile haben will und man fehlendes Geld nicht ausgeben kann. Deshalb haben die Architekten mit der WLB einen Sanierungsplan erarbeitet, der zehn Stufen umfasst – und zwar bis zum Jahr 2026. Der Landesbetrieb Vermögen und Bau habe Zustimmung signalisiert, so Kowark. Es gebe auch noch eine zweite Variante in zwei Bauabschnitten mit insgesamt rund sechs Jahren Sanierungszeit„Die Staatliche Hochbauverwaltung im Finanzministerium muss eine Entscheidung fällen“, sagt er.

Ministerium sieht noch Klärungsbedarf

Ministeriumssprecher Benjamin Hechler bestätigt, dass die Pläne seit April bekannt sind und dass es noch keine Entscheidung dazu gibt. „Es ist ein guter Grundansatz. Auf der Basis wird gerade gearbeitet.“ Es gebe aber einige Punkte in den Plänen, die noch auf den Prüfstand sollen. „Über manche muss man reden“, sagt er. Möglicherweise seien noch Streichungen nötig, denn die Mittel seien begrenzt. Vermögen und Bau habe den Auftrag, die Pläne zu überprüfen und sich dann beim monatlichen Jourfixe mit den Architekten und der WLB abzustimmen. „Bis Ende des Jahres braucht man ein Sanierungskonzept“, sagt Hechler. Dieser Termin wurde auch Kowark genannt. „Ich kann nur hoffen, dass das Versprechen gehalten wird“, sagt er. Schließlich müssten dann erst noch die Mittel bewilligt und die Arbeiten ausgeschrieben werden.

Den 1970er-Jahre-Betonbau während laufenden Betriebs auf Vordermann zu bringen, ist ein kompliziertes Unterfangen. Das zeigt schon der Zehn-Stufen-Plan der Architekten. Das vierte Geschoss des Erweiterungsbaus dient hier als Zwischenlager. Schritt für Schritt sollen einzelne Abteilungen dahin umziehen, während die Handwerker ihre Arbeit erledigen. „Es muss alles ineinandergreifen, sonst funktioniert das nicht“, sagt Kowark. Los gehen würde es demnach 2018 – je nach Stand des Erweiterungsbaus – mit Lesesaal und Halle. Später folgen die Verwaltung, die Referentenzimmer und die Magazine. Hoffnung darauf, dass der asbestbelastete Magazinboden frühzeitig und in einem Rutsch ausgetauscht wird, macht Kowark sich kaum noch. Hierzu hätten die Magazinbücher in die Tiefgarage ausgelagert werden müssen, doch die entsprechenden Vorbereitungen hierfür wurden nicht getroffen. Jetzt steht die Asbestsanierung möglicherweise am Ende.

Der Asbest macht die Sanierung teuer, genau wie die dringende Modernisierung des Brandschutzes, der schon bei Inbetriebnahme des Gebäude 1970 nicht mehr dem neusten Stand entsprach. Die Brandlast in den Doppelböden ist hoch, Brandabschnitte fehlen. Nach einer groben Schätzung waren zunächst mal zehn Millionen Euro für die Sanierung veranschlagt worden, aber allein Brandschutz und Asbestsanierung schlagen laut Kowark mit mehr als 25 Millionen Euro zu Buche. Dazu kommen strukturelle Anpassungen und weitere Maßnahmen, so dass er von rund 40 Millionen Euro für die Sanierung ausgeht.

Zunächst 5,4 Millionen Euro für die dringendsten Arbeiten

2017 sollen zunächst rund 5,4 Millionen Euro für die dringendsten Arbeiten zur Verfügung gestellt werden, so Kowark. Dazu gehört der Einbau der Buchförderanlage, die vom Neubau in den Altbau reichen soll. Vorher wird hierfür punktuell der belastete Magazinboden erneuert. Auch soll die Magazindecke abgedichtet werden. Das tue Not, sagt der Direktor, denn die Wassereinbrüche nähmen zu. Weiter stehen die Erweiterung des Serverraums und Vorarbeiten auf dem Plan.

Der rund 50 Millionen Euro teure Neubau wächst unterdessen. Erste Strukturen des Erdgeschosses sind bereits erkennbar, genau wie die Treppenschräge. Allerdings habe sich der Zeitverzug von drei auf mittlerweile sechs Monate erhört, so Kowark. Grund seien fehlende Planungsunterlagen und neue Statikberechnungen gewesen.

Nun hält der Direktor den Atem an, dass künftig wenigstens alles rund läuft und sie im zweiten Halbjahr 2018 einziehen können. Denn bei einem Bestand von sechs Millionen Medien, der jährlich um rund 70 000 weitere wächst, platzt das Magazin bereits aus allen Nähten. Nun werde man die Zeitungsbestände möglichst schnell digitalisieren, um die verlorene Zeit irgendwie zu überbrücken. „2015 hätten wir eigentlich schon in Betrieb gehen sollen. Das ist ein Verzug von drei Jahren.“