Torbjörn Blomdahl ist Schwede, lebt aber schon seit zwei Jahrzehnten in Backnang. Von dort aus bereist der Billardprofi die Welt, vor allem in Asien ist er ein Star.

Backnang - Im Juli des vergangenen Jahres hat die Stockholmer Zeitung „Aftonbladet“ eine Liste der 150 größten schwedischen Sportler aller Zeiten veröffentlicht. Angeführt wird sie von der Tennislegende Björn Borg, direkt dahinter folgen das Fußball-Entfant-Terrible Zlatan Ibrahimovic und der wahrscheinlich beste nicht-asiatische Tischtennisspieler der Sportgeschichte, Jan-Ove Waldner.

 

Hinter den ganzen Wintersportgrößen wie Ingemar Stenmark und Thomas Wassberg, hinter einem halben Dutzend Eishockeystars aus der NHL und hinter Stefan Edberg, Mats Wilander und dem Handballer Stefan Lövgren, folgt – immerhin auf Rang 83 und noch vor dem einstigen Tischtennis-Weltmeister Mikael Appelgren und dem 75-maligen Fußball-Nationalspieler Frederik Ljungberg – ein gewisser Torbjörn Blomdahl.

Der 52-Jährige, der bereits seit zwei Jahrzehnten in Backnang an der Rems lebt, hat es natürlich nicht ganz ohne sportliche Erfolge in diese illustre Reihe geschafft: 15 Weltmeistertitel, neun Europameisterschaften, mehr als 40 Turniersiege im Weltcup und elf Siege im Gesamtweltcup haben dem erfolgreichsten Dreiband-Billardspieler der vergangenen 25 Jahre seinen Status und in seiner Heimat auch einen gewissen Bekanntheitsgrad verschafft.

Einer der erfolgreichsten Spieler

„Am bekanntesten bin ich in Asien, speziell in Südkorea. Da habe ich es auch schon ohne Passkontrolle durch den Zoll geschafft, was in Deutschland undenkbar wäre“, sagt der zurückhaltende, bescheidene Skandinavier, der neben dem Belgier Raymond Ceulemans als bester und erfolgreichster Profi in der Geschichte der Sportart gilt. Vor sieben Wochen hat Blomdahl die Liste der Erfolge auf seiner Homepage wieder einmal erweitern müssen. Erstmals seit zehn Jahren und zum neunten Mal insgesamt sicherte er sich in Brandenburg an der Havel den Europameistertitel. „Das ist wie bei den alpinen Skifahrern. Die großen Meisterschaften sind bei uns sehr tagesformabhängig, deshalb sind mir meine Gesamtweltcupsiege auch wichtiger, weil man da konstant über das ganze Jahr hinweg Leistung bringen muss“, sagt der gebürtige Göteborger, der sich Anfang der 1990er Jahre bei den German Open in Backnang in eine Einheimische verliebte und schließlich in dem 35 000-Einwohner-Städtchen hängen blieb.

Mittlerweile fühlt sich der Weltenbummler, der mit Ehefrau Beate zwei Söhne hat, längst als halber Schwabe, auch wenn er für seine Sportart noch immer an bis zu 160 Tagen im Jahr mit Koffer und Billard-Queue, hauptsächlich in Europa, Asien und Südamerika unterwegs ist. „Deutschland ist perfekt als Lebensmittelpunkt, hier passt einfach alles“, sagt Blomdahl, der in seiner Freizeit schon gerne einmal beim Stuttgarter Halbmarathon mitläuft oder für die TSG Backnang in der Kreisklasse zum Tischtennisschläger greift. „Mein schwäbisch ist noch verbesserungsfähig, aber Spätzle liebe ich über alles“, sagt der hagere, unscheinbare Billardkünstler, der zuletzt für zwei Wochen in China weilte, um dort bei Messen und Showauftritten für seine Sportart Werbung zu machen.

Bis ins hohe Alter

Neben den, im Vergleich etwa zum Tennis oder selbst zum Snooker eher geringen Preisgeldern und den öffentlichen Auftritten, tragen die Mannschaftswettkämpfe in gleich vier europäischen Ligen (Belgien, Frankreich, Portugal und Deutschland) zum Verdienst des Profis bei, der nebenbei aber auch noch als österreichischer Nationaltrainer aktiv ist und zudem von interessierten Amateuren als Billardtrainer gebucht werden kann.

„In der Region Stuttgart ist das allerdings noch nicht vorgekommen, meine Kunden sind hauptsächlich Koreaner und Südamerikaner“, sagt Blomdahl. Das Idol aller Dreibandspieler, der Belgier Raymond Ceulemans, mehr als 30-maliger Weltmeister, sagte einst über den Schweden: „Ein Talent wie ihn gibt es nur alle 50 Jahre.“ Ceulemans selbst ist im Alter von 77 Jahren noch immer aktiv. Ob sich das der Wahl-Backnanger auch vorstellen kann? „Ich fühle mich momentan wie 29, das heißt in 25 Jahren wäre ich Mitte 50. Warum also nicht?“, sagt Blomdahl mit einem Lächeln.