Die Grünen drücken sich um eine klare Haltung zur Frage eines eigenen Kanzlerkandidaten. Das wird nicht durchzuhalten sein, kommentiert Bernhard Walker.

Berlin - Ratschlag Nummer 1 aus dem Handbuch für Parteien: Wirke niemals abgehoben. Und zerlege das Fell des Bären erst, wenn er erlegt ist. Eben deshalb wehren sich die Grünen mit Händen und Füßen gegen die Debatte über einen eigenen Kanzlerkandidaten. Taktisch ist das fraglos richtig, wie die Lehre aus dem Jahr 2002 beweist. Damals rief sich FDP-Chef Guido Westerwelle zum Kanzlerkandidaten aus, erreichte am Wahlabend aber kümmerliche 7,4 Prozent. Nun deutet nichts darauf hin, dass die Grünen bei der nächsten Bundestagswahl nicht mal ein zweistelliges Ergebnis schaffen. Vielmehr erleben sie demoskopisch derzeit einen nie gekannten Höhenflug.