Am 12. Mai 2010 verschwand Maria Bögerl und wurde ermordet. Der Fall wirft bis heute Fragen auf.

Heidenheim - Vielleicht klingelte jemand an der Haustür. Oder Maria Bögerl war im Garten. Wie genau die Frau des Heidenheimer Sparkassenchefs am 12. Mai 2010 in die Hände ihres oder ihrer Entführer und späteren Mörder fiel, ist noch nicht geklärt. Eine Sonderkommission sucht bis heute nach einer heißen Spur.

 

Fast ein Jahr nach der Entführung wies Ende April eine Spur nach Tschechien: Das festgenommene Mitglied einer Rockerbande könnte etwas mit Bögerls Tod zu tun haben. Doch schnell stellt sich heraus: Zwar hat der Mann vermutlich versucht, in Österreich die Frau eines Bankiers zu entführen. „Heiß“ ist aber auch diese Spur wohl nicht. „Es steht noch nicht fest, wann unsere Ermittler nach Österreich fahren, um den Mann zu vernehmen“, sagt ein Heidenheimer Polizeisprecher. Sein Alibi wird aber überprüft.

Soko "Flagge" arbeitet weiter Hinweise ab

Wie bei dem Mann in Tschechien ist die Sonderkommission „Flagge“ nach außen hin verschlossen. Die rund 50 Ermittler geben nicht preis, wie weit genau sie mit ihren Ermittlungen sind. Von den rund 8000 Hinweisen aus der Bevölkerung sind noch einige hundert abzuarbeiten. „Es ist nicht abzusehen, wann die Sonderkommission verkleinert oder gar aufgelöst wird“, heißt es bei der Kripo.

Nichts kann die 54-Jährige ihrer Familie zurückbringen. „Jeder Mensch, besonders aber die Bögerls, wären froh, wenn der oder die Täter endlich gefasst würden“, sagte Heidenheims Oberbürgermeister Bernhard Ilg (CDU). Bis heute werde er dauernd auf den Fall angesprochen. Ilg ist mit Bögerls Ehemann gut bekannt. Eine Gedenkminute oder etwas Ähnliches ist in Heidenheim nicht geplant. „Aber wir denken sowieso dauernd alle an die schreckliche Tat“, erklärt Ilg.

Seite 2: Bei der Geldbeschaffung kommt es zu Verzögerungen

Gemutmaßt wurde in den vergangenen Monaten immer wieder, was noch alles hinter den Ereignissen vom 12. und 13. Mai stecken könnte. Nach dem spurlosen Verschwinden der 54-Jährigen, blonden Frau aus dem weißverputzten Haus am Rande von Heidenheims Ortsteil Schnaitheim wird ihr Ehemann zur Zahlung von 300.000 Euro aufgefordert. Bei der Beschaffung kommt es zu Verzögerungen.

Gerüchteküche brodelt - Ehe der Bögerls soll am Ende gewesen sein

Der Sparkassenchef hinterlegt es erst später als gefordert an der Autobahn 7. Am nächsten Tag ist es immer noch da. Die Gekidnappte bleibt verschwunden. Zwei Tage später werden das Handy und das Auto der 54-Jährigen gefunden. Am 3. Juni dann die schreckliche Gewissheit: Sie lebt nicht mehr. Ein Spaziergänger entdeckt die Leiche Maria Bögerls in einem Waldstück.

Zeitweise brodelte die Gerüchteküche - in der Kreisstadt erzählten sich die Leute, in der Ehe der beiden angesehenen Bürger aus dem Ortsteil Schnaitheim habe es gekriselt. Vorläufiger Höhepunkt im Dezember: Thomas Bögerl sei Vater von Zwillingen geworden. „Es gibt keine Tatsachen, die dafür sprechen“ - so der knappe damalige Kommentar der Polizei.

Thomas Bögerl hatte damals via Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ die Entführer angefleht, seine Frau freizulassen - selbst das wurde später hinterfragt. Die Gerüchte bestürzen Menschen wie den Oberbürgermeister: „Das ist das Recht zur freien Meinungsäußerung, damit muss man zwar leben. Mit der Aufklärung der Tat, mit dem Wissen hätten alle Spekulationen endlich ein Ende“, sagt Ilg.