Der Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine hat in Stuttgart verschiedene Gruppierungen auf den Plan gerufen. Die ukrainische Community mobilisierte dabei mehrere Hundert Menschen.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Laut sind sie, stimmgewaltig, entschlossen, unbeugsam. Mehrere Hundert Menschen haben am Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine, am Freitag in der Stuttgarter Innenstadt demonstriert und ihre Entschlossenheit zum Ausdruck gebracht. In einem langen Zug zogen sie bei regnerischem Wetter von der Lautenschlagerstraße zum Schlossplatz, wo am Abend vor dem Commerzbank-Gebäude eine Abschlusskundgebung mit Reden auch von deutschen Politikern stattfand. Die ukrainische Community („Ukraine-Demo in Stuttgart“) und die proeuropäische Bürgerbewegung Pulse of Europe hatten gemeinsam dazu aufgerufen.

 

Laut waren viele der Demonstrationen, die seit den 24. Februar 2022 in Stuttgart stattgefunden haben, diesmal aber waren die Sprechgesänge besonders eindringlich. „Es lebe die Ukraine!“ schallte es immer wieder durch die City. Oder auch „Danke Deutschland!“ Der Reihe nach wurden die Namen von besetzten oder bedrohten Städten aufgerufen: „Save Mariupol!“, „Save Bachmut!“ Dazwischen wurden patriotische ukrainische Lieder angestimmt. Einige Teilnehmer schwenkten vom Kanzleibogenbrunnen aus Fahnen und hielten Plakate in die Höhe: „Ich komme aus Charkiv. Mein Haus tragen drei Raketen“, stand da zu lesen. Oder: Lernt aus der Geschichte!“ Plötzlich ertönte eine laute Sirene, gefolgt von einem Lied, das an den ständigen Luftalarm in der Ukraine erinnern sollte.

Der Jahrestag war in Stuttgart höchst präsent

Das Kontrastprogramm dazu bildete eine Kleinkundgebung am anderen des Schlossplatzes unter dem Herzog-Christoph-Denkmal, wo die kommunistische MLPD den „Widerstandsgeist gegen die Weltkriegsvorbereitungen“ zu wecken versuchte. Fast zeitgleich fand, wiederum nur wenige Meter davon entfernt, begann in der Domkirche St. Eberhard ein großer ökumenischer Friedensgottesdienst mit kirchlichen Würdenträgern und der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde. Mitglieder der Friedensbewegung entzündeten zu diesem Zeitpunkt vor dem Hospitalhof ein Peace-Symbol aus Kerzen. Bereits am frühen Nachmittag hatten sich Angehörige der Friedensbewegung zu einer Mahnwache auf dem Schlossplatz versammelt.

Auch die Kultur hatte etwas zum Krieg zu sagen. Vor Vorstellungsbeginn der Kameliendame im Großen Haus trat Ballettintendant Tamas Detrich mit Teilen seiner Kompagnie auf die Bühne und drückte im Namen vieler Kulturschaffenden mit belegter Stimme seine Verbundenheit mit den Menschen in der Ukraine aus, ebenso mit den Opfern der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und in Syrien. Das Publikum erhob sich daraufhin zu einer Gedenkminute. Dieser 24. Februar, er war in Stuttgart auf vielen Ebenen präsent.