Ein Jahr nach Beginn des Krieges ist es Zeit, sich von seinen Illusionen zu verabschieden, meint Joachim Dorfs.

Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)

Die Leichen in den Straßen von Butscha, ukrainische Mütter und verstörte Kinder, die an deutschen Bahnhöfen ankommen, zerstörte Städte in der Ukraine, Gasblasen über den explodierten Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee – wer ein Jahr Krieg vor seinem inneren Auge vorbeiziehen lässt, der merkt: Die Welt heute hat mit der Vorkriegszeit nicht mehr viel gemein. Einige Impressionen, etwa Olaf Scholz und Wladimir Putin an einem endlos langen Tisch im Kreml oder die beschämenden 5000 Helme, die die Bundesregierung im Februar vergangenen Jahres noch für einen angemessenen Beitrag Deutschlands zur Unterstützung der Ukraine hielt, stammen erkennbar aus einer anderen Welt. Sie legen die Illusionen und Lebenslügen im Westen offen, vor allem in Deutschland.