Viele Männer haben in der Eberhard-Finckh-Kaserne in Großengstingen ihren Wehrdienst abgeleistet. Von der Bedeutung dieses militärischen Standortes zeugt heute nur noch ein Museum.

Großengstingen - Den letzten militärischen Appell in Großengstingen (Landkreis Reutlingen) gab es vor rund 21 Jahren. Seither gibt es keine Uniformen, keine Baretts, keine Gelöbnisse, keine militärischen Bälle und bei der Vorzimmerdame des Kommandeurs keinen Kaffee mehr. Heute erinnert nur noch ein kleines Museum auf dem Gelände der ehemaligen Eberhard-Finckh-Kaserne an die Zeit von 1939 bis 1993, als das Militär dort das Sagen hatte.

 

Die meisten Gebäude der ehemaligen Eberhard-Finckh-Kaserne sind heute dem Erdboden gleichgemacht. Sie war übrigens die erste Truppenunterkunft der Bundeswehr in Baden-Württemberg, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1958 neu gebaut wurde. Die ersten Soldaten, die Männer des Luftlandeartilleriebataillons 9, rückten am 23. Februar 1958 ein. Der damalige Bürgermeister Martin Staneker sprach von „einem Markstein in der Geschichte der Gemeinde“. Großengstingen habe sich zwar nicht bemüht, Garnisonsgemeinde zu werden, habe sich aber damit abgefunden.

Demo mit Petra Kelly und Walter Jens

Fast nichts erinnert mehr daran, dass in Großengstingen mehr als ein halbes Jahrhundert lang das Militär und zehn Jahre lang die Friedensbewegung eine zentrale Rolle gespielt haben. Unter den Demonstranten waren damals Petra Kelly, Walter Jens und der heutige Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir (Grüne). Nach dem politischen Umbruch Anfang der 1990er Jahre hat sich auch auf der Mittleren Alb sehr viel verändert. Dort, wo früher noch zum Zapfenstreich gerufen wurde, surren jetzt im Gewerbepark Engstingen-Haid Maschinen. Aus der ehemaligen Mannschaftskantine ist der Alb-Stadl geworden, das Mekka der Volksmusikfreunde aus dem ganzen Land. Im ehemaligen Sondermunitionslager, wo bis 1991 atomare Sprengköpfe gelagert waren, nisten heute Vögel.

Damit diese Zeit nicht in Vergessenheit gerät, hat Joachim Erbe, Vorsitzender des Militärhistorischen Museums Engstingen-Haid, im Gebäude des Zweckverbandes Gewerbepark Engstingen-Haid eine militärhistorische Ausstellung eingerichtet. Sie befindet sich gegenüber dem ehemaligen Wachlokal der Kaserne. Der Uniformsammler absolvierte Ende der 1960er Jahre seinen 18-monatigen Wehrdienst in der vierten Kompanie des Technischen Bataillons Sonderwaffen 260.

Alle Varianten von Uniformen

Viele ehemalige Kameraden, die auf der Haid dienten, haben den Hauptgefreiten a. D. mit unzähligen Bekleidungsteilen und anderen Memorabilien ausgestattet. Fotos, Helme, Urkunden, Ausgangskarten, Urlaubsscheine, Soldbücher, ein olivgrünes Motorrad und vieles mehr lassen die Bundeswehr in Großengstingen in Gedanken aufleben. Zu sehen sind dort unter anderem alle Uniformen, die es beim deutschen Militär bis heute gegeben hat.

Auch eine Rekrutenstube mit fünf Betten, Spinden und allem, was dazugehört, ist zu besichtigen. „Erinnerung braucht einen Ort. Es gibt viele Menschen, die auf der Haid einen Teil ihres Lebens verbracht haben. Jetzt können sie hier in Erinnerungen schwelgen“, sagt der ehemalige verteidigungspolitische Sprecher der CDU, Ernst-Reinhard Beck, der in der Eberhard-Finckh-Kaserne gedient hat. Dem Ex-Bundestagsabgeordneten ist es zu verdanken, dass das Museum überhaupt ins Leben gerufen werden konnte, erzählt Schriftführer Ulrich Dinkelaker. Der Oberstleutnant außer Dienst war stellvertretender Bataillonskommandeur in Engstingen 250.

In den Ausstellungsräumen wird auch an die Geschichte der ehemaligen Munitionsanstalt (Muna) Haid erinnert, die auf diesem Gelände von 1939 bis 1945 präsent war. Dinkelaker freut sich, dass inzwischen auch Schulklassen vorbeischauen. „Vielen ist gar nicht bewusst, dass es während des Zweiten Weltkrieges in unmittelbarer Nachbarschaft eine der größten Munas in Süddeutschland gegeben hat.“