Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Ob es sich damit wirklich um den letzten Rest unveröffentlichter Hendrix-Songs handelt, bleibt natürlich auch wegen der langwierigen Erbschaftsstreitereien ein (einstweilen) ungelüftetes süßes Geheimnis. Ob Hendrix angesichts seiner oben erwähnten Berufsauffassung gewollt hätte, dass nur einer von ihnen das Licht der Öffentlichkeit erblickt, wäre die nächste Frage. Fest steht hingegen, dass nun weitere dreizehn Songs des besten Gitarristen aller Zeiten vorliegen, entstanden zwischen 1968 und 1970, darunter zehn unveröffentlichte und somit „neue“ Tracks.

 

Eingespielt wurden sie größtenteils von Hendrix’ Band of Gypsys mit Billy Cox am Bass und Buddy Miles am Schlagzeug, auf dem oft bei Konzerten gespielten „Hear my Train A Comin“ spielen der Drummer Mitch Mitchell und der Bassist von der Original Jimi Hendrix Experience, als Gäste sind Johnny Winter, Lonnie Youngblood (ein Mitstreiter aus Hendrix’ Zeit bei Curtis Knight & The Squires) und Stephen Stills zu hören.

Muddy Waters, Stephen Stills, Eddie Jones und Joni Mitchell haben jeweils eines der dreizehn Stücke geschrieben, der Rest stammt aus Hendrix‘ Feder. Und als hätte man’s geahnt: die vielfach (etwa von Matthews’ Southern Comfort oder Crosby, Stills, Nash & Young) gecoverte Version von Joni Mitchells „Woodstock“, in Sachen begnadet virtuosem Gitarrenspiel ja Hendrix’ weltweit unerreichter weiblicher Counterpart, ist das musikalischste, feinfühligste, wärmendste Lied dieses Albums.

Überzeugende Überraschungen

Der Auftakttitel „Mannish Blues“ aus Muddy Waters’ Feder, das folgende „Lover Man“ sowie „Hear my Train . . .“ bewegen sich im klassischen Hendrix’schen Rockduktus, „Stepping Stone“ ist ein über rasanten Bassfiguren extrem flott dahinmarschierender Song, „$20 Fine“ mit Stephen Stills ergeht sich in Elektroorgelkaskaden, „Things I used to do“ mit Johnny Winter ist erwartungsgemäß eine reinrassige Bluesnummer, ebenso wie der „Georgia Blues“ mit Lonnie Youngblood.

Und der Rest: Das ist böse gesagt ausuferndes Gitarrengegniedel, mal etüdenhaft, mal psychedelisch, mal wie im abschließenden Siebenminüter „Cherokee Mist“ fast schon ins Experimentelle abdriftend. Wohlwollender gesprochen ist es eindeutig Jamsession-Material, das vermutlich aus gutem Grund nie das Studio und ein Mastertape verlassen und es auf ein Album geschafft hätte.

War’s das jetzt wirklich?

Ob es sich damit wirklich um den letzten Rest unveröffentlichter Hendrix-Songs handelt, bleibt natürlich auch wegen der langwierigen Erbschaftsstreitereien ein (einstweilen) ungelüftetes süßes Geheimnis. Ob Hendrix angesichts seiner oben erwähnten Berufsauffassung gewollt hätte, dass nur einer von ihnen das Licht der Öffentlichkeit erblickt, wäre die nächste Frage. Fest steht hingegen, dass nun weitere dreizehn Songs des besten Gitarristen aller Zeiten vorliegen, entstanden zwischen 1968 und 1970, darunter zehn unveröffentlichte und somit „neue“ Tracks.

Eingespielt wurden sie größtenteils von Hendrix’ Band of Gypsys mit Billy Cox am Bass und Buddy Miles am Schlagzeug, auf dem oft bei Konzerten gespielten „Hear my Train A Comin“ spielen der Drummer Mitch Mitchell und der Bassist von der Original Jimi Hendrix Experience, als Gäste sind Johnny Winter, Lonnie Youngblood (ein Mitstreiter aus Hendrix’ Zeit bei Curtis Knight & The Squires) und Stephen Stills zu hören.

Muddy Waters, Stephen Stills, Eddie Jones und Joni Mitchell haben jeweils eines der dreizehn Stücke geschrieben, der Rest stammt aus Hendrix‘ Feder. Und als hätte man’s geahnt: die vielfach (etwa von Matthews’ Southern Comfort oder Crosby, Stills, Nash & Young) gecoverte Version von Joni Mitchells „Woodstock“, in Sachen begnadet virtuosem Gitarrenspiel ja Hendrix’ weltweit unerreichter weiblicher Counterpart, ist das musikalischste, feinfühligste, wärmendste Lied dieses Albums.

Überzeugende Überraschungen

Der Auftakttitel „Mannish Blues“ aus Muddy Waters’ Feder, das folgende „Lover Man“ sowie „Hear my Train . . .“ bewegen sich im klassischen Hendrix’schen Rockduktus, „Stepping Stone“ ist ein über rasanten Bassfiguren extrem flott dahinmarschierender Song, „$20 Fine“ mit Stephen Stills ergeht sich in Elektroorgelkaskaden, „Things I used to do“ mit Johnny Winter ist erwartungsgemäß eine reinrassige Bluesnummer, ebenso wie der „Georgia Blues“ mit Lonnie Youngblood.

Und der Rest: Das ist böse gesagt ausuferndes Gitarrengegniedel, mal etüdenhaft, mal psychedelisch, mal wie im abschließenden Siebenminüter „Cherokee Mist“ fast schon ins Experimentelle abdriftend. Wohlwollender gesprochen ist es eindeutig Jamsession-Material, das vermutlich aus gutem Grund nie das Studio und ein Mastertape verlassen und es auf ein Album geschafft hätte.

Alles in allem macht dies jedoch den geringeren Teil der Gesamtlaufzeit aus. Verglichen mit dem Auftakt der Trilogie – einer ziemlichen Mogelpackung – und dem schon mehr Novitäten aufweisenden zweiten Teil bleibt selbst abzüglich der lachhaften Beutelschneiderei – „Hear my Train A Comin“ (schon live in Woodstock gespielt!) ist nun auf allen dreien dieser Alben enthalten – das Fazit, dass dieses das beste dieser drei Alben ist und ein wirklich schöner Abschluss der Trilogie.

Die Archive seien jetzt jedenfalls endgültig ausgewertet, betont der Produzent und Tontechniker Eddie Kramer. Es gäbe allerdings noch viele Livemitschnitte im Tresor. Nun ja: In der Summe sind seit dem Tod des Gitarrengotts schon dreizehn posthume Hendrix-Alben unterschiedlichsten Novitätengehalts erschienen, die Remasters und Best-of-Kollektionen gar nicht mitgerechnet. Alle haben sich passabel bis gut verkauft. Die Frage, ob mit „Both Sides of the Sky“ endlich das Ende der Archivschatzheberei erreicht ist, beantwortet sich somit mehr oder weniger von selbst.