Ein Parkhaus für Fahrräder am Waiblinger Bahnhof soll mehr Pendler zum Umsteigen auf Rad, Bus und Bahn veranlassen. Nach einigen Diskussionen im Gemeinderat steht nun auch der Standort fest: Das Radhaus soll nahe der E-Bike-Station gebaut werden.

Waiblingen - Was ist wichtiger – Sicherheit oder das Schönheitsideal der CDU?“ – ihre rhetorische Frage hat die Waiblinger Gemeinderätin Dagmar Metzger (Alternative Liste) in der jüngsten Sitzung des Gremiums gleich selbst beantwortet: „Ich will nicht, dass wir am Ende einen Biketower haben, und keiner benutzt ihn.“ Letzteres aber könnte nach Ansicht von Metzger und ihrer Ali-Fraktionskollegin Christina Schwarz der Fall sein, wenn der am Waiblinger Bahnhof geplante Biketower – ein knapp 600 000 Euro teures Parkhaus für rund 120 Drahtesel – auf einer hinter dem Bahnhofsgebäude gelegenen Fläche, dem sogenannten Gleisdreieck, gebaut werden würde.

 

Gleisdreieck oder Vorplatz?

Das ist der Wunsch der CDU-Fraktion, deren Vorsitzender Siegfried Kasper sagte: „Das Gleisdreieck wäre der beste Platz für den Biketower.“ Den von der Verwaltung und vielen Ratskollegen favorisierten Standort schräg gegenüber der im März vergangenen Jahres eröffneten E-Bike-Station hingegen hält Kasper für falsch. Sein Argument: so verbaue man sich Möglichkeiten für die mittelfristig anvisierte Umgestaltung des derzeit wenig ansprechenden Bahnhofsvorplatzes: „Ein solcher Klotz stört die gesamte Planung des künftigen Vorplatzes.“

„Die Ali-Fraktion ist gegen einen Biketower auf dem Gleisdreieck“, sagte hingegen Christina Schwarz, „dort ist kein Mensch. Wenn ich mir vorstelle, dass wir Frauen allein hinter das Bahnhofsgebäude gehen und im Dunkeln das Rad herausholen müssen...“

Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Roland Wied bezeichnete die Variante Gleisdreieck als „offenkundig schlechtere Lösung“. Umso mehr, als die Deutsche Bahn laut der Verwaltung einen Verkauf dieser Fläche plant. „Der Bahn das Gleisdreieck abzukaufen – also liebe CDU-Fraktion, das kann doch nicht euer Ernst sein“, sagte Roland Wied. Der Bereich vor dem Waiblinger Bahnhofsgebäude ist zwar ebenfalls im Eigentum der Bahn, die Stadt könnte das Gelände aber im Zuge eines Gestattungsvertrags kostenfrei für einen Biketower nutzen.

Standort bei E-Bike-Station als „saubere Sache“

„Wir haben zunächst das Gleisdreieck für einen guten Standort gehalten“, sagte Bernd Mergenthaler (FDP). Ein Kauf des Geländes komme aber für seine Fraktion nicht in Frage, weshalb man nun für die Variante vor dem Bahnhofsgebäude und gegenüber der E-Bike-Station sei. Diese hält Sabine Wörner (SPD) für „eine super Lösung“, der Biketower sei an dieser Stelle „eine saubere Sache“. Den Einwand des CDU-Stadtrats Hans-Ingo von Pollern, diese Version führe zum Erscheinungsbild „vereinigter Hüttenwerke“ konterte Wörner folgendermaßen: „Vereinigte Hüttenwerke haben wir jetzt.“

Der Oberbürgermeister Andreas Hesky argumentierte, ein Standort neben der bereits bestehenden E-Bike-Station sei sinnvoll. Für diese Variante stimmte letztlich eine Mehrheit von 18 Räten, elf Gemeinderatsmitglieder waren dagegen, zwei enthielten sich.

Neben der Stadt Waiblingen plant im Rems-Murr-Kreis eine weitere Stadt ein Parkhaus speziell für Fahrräder: Fellbach. Dieses Radhaus wird Teil einer Mobilitätszentrale, die derzeit am Fellbacher Bahnhof eingerichtet wird.