Zukunftsmusik? Keineswegs! Im Restaurant Forsthof in Kleinbottwar unterstützt seit kurzem ein Roboter das menschliche Personal im Service. Die Reaktionen der Gäste sind geteilt . . .

Steinheim-Kleinbottwar - Dieter ist dann doch eher der ruhige Typ. Praktisch lautlos bewegt er sich durch die Gänge im Restaurant des Forsthofs in Kleinbottwar und bleibt so dezent im Hintergrund, dass ihn manch einer gar nicht bemerkt.

 

Dabei ist der Geselle ohne Grenzen fleißig, meldet sich pünktlich zum Dienst, lässt sich bereitwillig Speisen und Getränke auch für einen Acht-Personen-Tisch aufladen. Anschließend macht er sich zielstrebig und ohne Murren auf den Weg. Auf Rollen. Denn Dieter ist kein Mensch, sondern ein Serviceroboter. Und trotz aller seiner servilen Vorzüge, betont sein Chef Mario Diaz, soll er seine menschlichen Kollegen nicht ersetzen, sondern allenfalls unterstützen.

Dieter ersetzt nicht den persönlichen Kontakt

Das erklärt er auch Norbert Ehlers, der an diesem Abend zu Gast im Forsthof ist und den Roboter einerseits fasziniert, andererseits mit einer gehörigen Portion Skepsis betrachtet – Ehlers kommt selbst aus dem Gastgewerbe. „Ist das nicht der Untergang der deutschen Gastronomie?“, fragt er kritisch, weiß aber auch: „Man kriegt ja kaum noch Leute.“ Diaz entgegnet, das Coronavirus habe alle gelehrt, dass man die Mitarbeiter besser behandeln müsse.

Und der Serviceroboter spare manchen Weg und auch Zeit, die der Kellner oder die Kellnerin dann den Gästen widmen könnten. Denn Dieter liefert zwar die Speisen in die Nähe des jeweiligen Tischs. Doch die persönliche Bedienung übernimmt nach wie vor ein Mensch aus Fleisch und Blut, mit Händen und dem geschulten Blick für die Gäste.

Im Kochbereich hat Dieter nichts zu suchen

Seit drei Wochen ist der Serviceroboter nun schon im Forsthof im Einsatz – und im Kollegenkreis trotz anfänglicher Skepsis voll akzeptiert: „Ich dachte, in der Zeit, bis ich den Roboter bestückt habe, läuft auch der Kollege“, räumt Küchenchef Andreas Büscher ein. Doch inzwischen hat er sich eines Besseren belehren lassen: „Der Kollege und Dieter können sich gleichzeitig auf den Weg machen, und auch beim Abräumen ist das Ganze sehr zeitsparend.“

Bis der Roboter zum Einsatz kommen konnte, war allerdings noch einiges an Installationsarbeit nötig. „Das hat zwei Tage gedauert, weil wir das auch erst lernen mussten, jetzt würde es schneller gehen“, sagt der Forsthof-Chef Mario Diaz. Er hat den neuen Mitarbeiter durch die Gänge geführt, ihm gezeigt, wo er stehenbleiben soll und ihm mit dem entsprechenden Befehl klargemacht, dass er im Kochbereich der Küche nichts zu suchen hat, sondern im Gang warten soll, bis er seinen Marschbefehl zu einem bestimmten Punkt im Restaurant bekommt.

„I muss jetzt schaffe . . .“

Das „Sprechen“ von Dieter hat er zunächst durch eine Beschreibung auf dem Display ersetzt, denn „er konnte nur Chinesisch und kaum verständliches Englisch mit chinesischem Akzent“, sagt Diaz. Sobald die neue Software da ist, soll sich das aber ändern: „Dann wird er Schwäbisch reden.“ Anstatt, wie bisher, pünktlich zum Dienstbeginn um 17 Uhr die Ladestation selbstständig zu verlassen und mitzuteilen „I go now to work“, wird der Roboter dann vermutlich sagen „I muss jetz schaffe“.

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Dieter, der seinen Namen übrigens dem Roboter R2D2 aus Star Wars verdankt – „D2“ klingt, englisch ausgesprochen, ähnlich – ist bestens darauf vorbereitet, auch bei lebhaftem Betrieb im Restaurant nirgendwo anzuecken. Oben auf ihm ist ein 360-Grad-Sensor angebracht, unten Kameras und weitere Sensoren sowie ein Laser mit blauem Licht. Registriert er ein Hindernis, bleibt er sofort in gebührender Entfernung stehen. Selbst der Zwergschnauzer, der artig bei Familie Seebacher unter dem Tisch liegt, schaut nur kurz interessiert, als der Roboter vor seinen Pfoten vorbeirollt, ist jedoch ganz offenkundig nicht nachhaltig erschrocken.

„Aber vorher ist hier eine Dame mit zwei Kindern gewesen, die wussten auf die Schnelle gar nicht, wo sie hin sollten, als er ihnen entgegenkam“, erzählen die beiden Steinheimer, die die neue Technik zunächst durchaus noch etwas kritisch sehen. „Doch für die Mitarbeiter ist das sicher eine Erleichterung“, meinen sie dann salomonisch.

Wenn die Maschinen die Welt übernehmen . . .

Insgesamt komme Dieter bei den Gästen jedoch super an, versichert Mario Diaz. „Wir haben im Restaurant schon Reservierungen bekommen mit dem Hinweis: ‚Aber wir wollen vom Roboter bedient werden!’“ Und es sei auch schon vorgekommen, dass es geheißen habe: „Bestell doch noch mal ein Eis, damit die Kinder den Roboter noch einmal sehen.“ Der Kleinbottwarer Gastronom jedenfalls ist rundum zufrieden mit dem neuen, etwa 13 000 Euro teuren Mitarbeiter. Und versichert mit einem Schmunzeln: „Ich behandle ihn immer gut; wenn eines Tages die Maschinen die Welt übernehmen, kann er nichts Schlechtes über mich sagen.“