Umstellen musste sich vor anderthalb Jahren Gita Zemberga. „Bei mir zu Hause stehen in den Höfen verschiedene Sammelbehälter. Da werfen wir alles rein“, sagt die 30-Jährige aus Lettland. An das Böblinger Bringsystem habe sie sich aber schnell gewöhnt. Auch das umständliche Sortieren beherrscht sie mittlerweile perfekt. „Ja, hier ist das sehr streng, in Lettland ist es bequemer. Aber das genaue Sortieren ist sicher besser für die Umwelt.“

 

Daran hat Ralf Boppel jedoch so seine Zweifel. „Es ist ökologisch wohl nicht sinnvoll, dass jeder Bürger seine Joghurtbecher mit dem Auto zum Wertstoffhof fährt.“ Er wohnt in der Stadtmitte von Weil der Stadt. „Wir erledigen alle Einkäufe zu Fuß. Wenn ich zum anderthalb Kilometer entfernten Wertstoffhof muss, nehme ich das Auto.“ Monetäre Interessen steckten hinter dem komplizierten Sortiersystem, sagt er. „Die Preise für die verschiedenen Wertstoffe differieren stark. Deshalb müssen die Bürger die Stoffe genau trennen.“

Dass der Kreis viel Geld mit dem Müllsammeln macht, ist unbestritten. Drei Millionen Euro bringt ihm das laut dem Abfallchef Wolfgang Bagin pro Jahr ein. Denn der Kreis verkauft die Wertstoffe an das Duale System. Dieses nimmt aber nur säuberlich getrennte Produkte an. Maximal fünf Prozent Fremdstoffe dürfen im Recyclingmaterial sein. 30 000 Tonnen Glas, 5000 Tonnen Kunststoffe und 9500 Tonnen Weißblech pro Jahr sammeln die Böblinger.

Vor zwei Jahren hatte es Ralf Boppel satt. Seine Kinder konnten nicht auf dem Balkon spielen, weil der voll gestellt ist mit diversen Mülleimern für die Vorsortierung der Wertstoffe. Boppel initiierte eine Online-Petition, mit der er den Gelben Sack für den Kreis Böblingen forderte. Fast 6000 Bürger unterschrieben. Und Boppel überreichte diese Unterschriften dem damaligen Vizelandrat Wolf Eisenmann, der sogleich bekundete: „Das wird unsere Haltung nicht ändern.“ Eisenmann war es gewesen, der einst das Bringsystem eingeführt hatte. Und die Mehrheit der Kreisräte steht bis heute hinter diesem System.

Die guten Sachen für Rumänien, der Rest für Mustafov

Auch Thomas Kohl ist damit zufrieden. Von Hildrizhausen aus betreibt er eine Entrümpelungsfirma. Zwei- bis dreimal die Woche ist er Kunde in der Sammelstelle auf der Hulb. Sein Transporter ist voll beladen mit alten Matratzen, Möbeln und allerhand Schrott. „Die guten Sachen bringen wir nach Rumänien ins Heimatdorf meiner Frau“, sagt Kohl, während er eine Holzplatte aus dem Wagen wuchtet und in die Presse wirft. „Den Rest liefern wir hier ab.“ Ein Vorteil sei, dass man auf dem Böblinger Wertstoffhof wirklich alles auf einmal entsorgen kann. „Vom Joghurtbecher bis zum Sperrmüll.“ Sogar Batterien, Altöl und ausgediente Computer wird man dort los. „Herr Kohl gehört zu unseren guten Anlieferern. Da wissen wir, dass er alles richtig ablädt“, lobt der Wertstoffchef Mustafov. Mit anderen Nutzern müsse er hingegen zuweilen diskutieren: „Die können richtig unverschämt werden, wenn man sie auf einen Fehler aufmerksam macht.“

Für Dominik Schulz ist die samstägliche Fahrt zum Wertstoffhof selbstverständlich. Gemeinsam mit seiner neunjährigen Tochter Skadi verteilt er die Joghurtbecher, Saftflaschen und Verpackungsfolien auf die jeweiligen Container. Den Gelben Sack vermisst er nicht. „Ich kenne es ja nicht anders. Früher hab ich in Schönaich gewohnt, da bin ich zur dortigen Sammelstelle. Jetzt gehe ich eben hier auf die Hulb.“

Das Böblinger Bringsystem

Umstellen musste sich vor anderthalb Jahren Gita Zemberga. „Bei mir zu Hause stehen in den Höfen verschiedene Sammelbehälter. Da werfen wir alles rein“, sagt die 30-Jährige aus Lettland. An das Böblinger Bringsystem habe sie sich aber schnell gewöhnt. Auch das umständliche Sortieren beherrscht sie mittlerweile perfekt. „Ja, hier ist das sehr streng, in Lettland ist es bequemer. Aber das genaue Sortieren ist sicher besser für die Umwelt.“

Daran hat Ralf Boppel jedoch so seine Zweifel. „Es ist ökologisch wohl nicht sinnvoll, dass jeder Bürger seine Joghurtbecher mit dem Auto zum Wertstoffhof fährt.“ Er wohnt in der Stadtmitte von Weil der Stadt. „Wir erledigen alle Einkäufe zu Fuß. Wenn ich zum anderthalb Kilometer entfernten Wertstoffhof muss, nehme ich das Auto.“ Monetäre Interessen steckten hinter dem komplizierten Sortiersystem, sagt er. „Die Preise für die verschiedenen Wertstoffe differieren stark. Deshalb müssen die Bürger die Stoffe genau trennen.“

Dass der Kreis viel Geld mit dem Müllsammeln macht, ist unbestritten. Drei Millionen Euro bringt ihm das laut dem Abfallchef Wolfgang Bagin pro Jahr ein. Denn der Kreis verkauft die Wertstoffe an das Duale System. Dieses nimmt aber nur säuberlich getrennte Produkte an. Maximal fünf Prozent Fremdstoffe dürfen im Recyclingmaterial sein. 30 000 Tonnen Glas, 5000 Tonnen Kunststoffe und 9500 Tonnen Weißblech pro Jahr sammeln die Böblinger.

Vor zwei Jahren hatte es Ralf Boppel satt. Seine Kinder konnten nicht auf dem Balkon spielen, weil der voll gestellt ist mit diversen Mülleimern für die Vorsortierung der Wertstoffe. Boppel initiierte eine Online-Petition, mit der er den Gelben Sack für den Kreis Böblingen forderte. Fast 6000 Bürger unterschrieben. Und Boppel überreichte diese Unterschriften dem damaligen Vizelandrat Wolf Eisenmann, der sogleich bekundete: „Das wird unsere Haltung nicht ändern.“ Eisenmann war es gewesen, der einst das Bringsystem eingeführt hatte. Und die Mehrheit der Kreisräte steht bis heute hinter diesem System.

Die guten Sachen für Rumänien, der Rest für Mustafov

Auch Thomas Kohl ist damit zufrieden. Von Hildrizhausen aus betreibt er eine Entrümpelungsfirma. Zwei- bis dreimal die Woche ist er Kunde in der Sammelstelle auf der Hulb. Sein Transporter ist voll beladen mit alten Matratzen, Möbeln und allerhand Schrott. „Die guten Sachen bringen wir nach Rumänien ins Heimatdorf meiner Frau“, sagt Kohl, während er eine Holzplatte aus dem Wagen wuchtet und in die Presse wirft. „Den Rest liefern wir hier ab.“ Ein Vorteil sei, dass man auf dem Böblinger Wertstoffhof wirklich alles auf einmal entsorgen kann. „Vom Joghurtbecher bis zum Sperrmüll.“ Sogar Batterien, Altöl und ausgediente Computer wird man dort los. „Herr Kohl gehört zu unseren guten Anlieferern. Da wissen wir, dass er alles richtig ablädt“, lobt der Wertstoffchef Mustafov. Mit anderen Nutzern müsse er hingegen zuweilen diskutieren: „Die können richtig unverschämt werden, wenn man sie auf einen Fehler aufmerksam macht.“

Ralf Boppel hingegen klagt über den rüden Umgangston mancher Wertstoffmitarbeiter. „Noch vor einigen Jahren war das gang und gäbe. Inzwischen setzt sich mehr der Servicegedanke durch, und die Mitarbeiter helfen auch weiter.“ Doch viele unzufriedene Bürger würden den Wertstoffhof mittlerweile meiden, so Boppel. „Ich kenne Leute, die besorgen sich Gelbe Säcke und stellen ihren Müll lieber in Stuttgart auf die Straße.“

Auch er selbst ist nur noch auf dem Wertstoffhof, wenn er Sperrmüll abzugeben hat. Für den alltäglichen Plastikmüll leistet er sich nun eine orange Tonne. Diese hat der Landkreis vor einigen Jahren eingeführt, eigentlich zum Sammeln von Elektro- und Metallschrott. Doch auch andere Verbundstoffe, die darin landen, werden mitgenommen. Was Ralf Boppel dabei ärgert: „Jede Leerung muss ich zahlen. Das kostet pro Jahr 45,50 Euro.“

Der Bundestag entscheidet

Seinen Kampf für den kostenlosen Gelben Sack hat er nicht aufgegeben. Abwarten will er die endgültige Entscheidung über das neue Wertstoffhofgesetz. Schließt sich der Bundestag dem aktuellen Bundesratsbeschluss an, wonach der gelbe Sack Aufgabe der Kommunen werden soll, könnte der Kreis jedenfalls sein System weiter pflegen. Dann holt Boppel zum nächsten Schlag aus: „Ich will, dass Böblingen endlich wie alle anderen Landkreise den Müll der Leute abholt, statt dass diese ihn bringen müssen.“

Nicht alle Böblinger wären über die Abschaffung der Wertstoffhöfe glücklich. Für manche ist die samstägliche Ablieferung zum Ritual geworden. „Ich verbinde das stets mit dem Einkauf“, sagt etwa Marcel Kocalek. „Manchmal treffe ich hier einen Bekannten und schwätze noch ein wenig.“ Ein Müllhof kann auch ein Marktplatz sein.