Uta Merz war überzeugt, dass ihr VW-Cabriolet aus den 1980er Jahren längst verschrottet ist. Sie hat sich getäuscht: Ein Kfz-Mechaniker aus Köln hat den Wagen vor wenigen Wochen gekauft und wird im Frühjahr damit durch die Domstadt rollen.

Stuttgart - Es hat soviel Spaß mit ihm gemacht“, sagt Uta Merz und hat nach der Trennung noch oft an ihn gedacht. Allerdings ist die Stuttgarterin davon ausgegangen, dass ihr Wagen, ein schickes knallrotes VW-Cabriolet 1303, längst verschrottet ist. Eine völlig falsche Vermutung. Das Auto steht in einer Garage in Köln. Karl-Hans Schmitz, ehemaliger Kfz-Meister und Sachverständiger für Automobile, hat den Käfer vergangenen Monat gekauft.

 

Die Geschichte des Cabriolets beginnt im VW-Werk in Wolfsburg, führt nach Kalifornien in den USA, und von dort nach Stuttgart, Nürtingen und schließlich nach Köln: Ende der 1970er Jahre will Uta Merz unbedingt einen Käfer fahren. Dessen Produktion wurde Mitte der 70er Jahre eingestellt, und der Golf kam auf den Markt. Das Cabriolet ist für den amerikanischen Markt produziert und dorthin ausgeführt worden. „Per Schiff kam es über den Panamakanal wieder zurück“, erinnert sich Merz. Am 30. April 1980 wird der Wagen mit dem Kennzeichen S-DY 6464 dann auf sie zugelassen.

Statt des Käfers stand ein Morgan in der Garage

Mit Kind und Kegel – ihren zwei Kindern und dem Hund – geht es damals häufig auf die schwäbische Alb und zum Einkaufen. Die längste Strecke mit ihr am Steuer, der Mutti auf dem Beifahrersitz , den Kindern und dem Hund im Fond legt der VW nach Venedig zurück. Genau zehn Jahre, bis zum 26. April 1990, fährt Merz ihren schicken, roten Flitzer – bis eines Tages statt des roten Käfers ein rosaroter Morgan in ihrer Garage steht. Ihr Mann hat das VW-Cabriolet verkauft – ohne sich mit ihr abzusprechen. „Wir hatten deshalb tagelang Krieg“, erinnert sich die 78-Jährige. Verkauft hat ihr verstorbener Mann, einst Inhaber des exklusiven Autohauses Merz und Papst an der Kronen- und später an der Alexanderstraße in Stuttgart, den Wagen, weil seine Frau festgestellt hatte, dass die Bremsen nicht richtig funktionieren. „Mit zwei kleinen Kindern im Auto war mir das zu gefährlich. Aber verkaufen hätte man das Auto ja nicht gleich müssen“, sagt Merz.

Den Käfer im Online-Fahrzeugmarkt entdeckt

Erworben hat das Cabriolet dann ein Nürtinger. Und von ihm hat es Karl-Hans Schmitz im vergangenen November gekauft – und spricht von einem Glücksfall. „Das Auto ist tipptop in Schuss und hat nur 75 000 Kilometer auf dem Tacho“ stellt er fest. Entdeckt hat der 71-jährige Oldtimer-Fan das Cabriolet im Online-Fahrzeugmarkt. „Ich hab dort angerufen. Der Händler klang seriös, sodass ich die 400 Kilometer von Köln nach Nürtingen gefahren bin, um das Auto zu besichtigen. Der Handel war ruckzuck perfekt. Vor der Übergabe mussten nur noch ein paar kleinere Mängel beseitigt und der TÜV verlängert werden“, sagt Schmitz.

Doch wie erfuhr Uta Merz, dass ihr ehemaliges Auto nicht verschrottet worden war, sondern heute in Köln mit dem Kennzeichen K-KH 519H steht? Aus den Wagenpapieren entnimmt Karl-Hans Schmitz, wer die Erstbesitzerin war und geht auf Spurensuche. Im Telefonbuch wurde er nicht fündig. Aber über Google stieß er in unserer Zeitung auf einen Artikel über Uta Merz und nahm Kontakt mit der Redaktion auf. Und über die kam wiederum der Kontakt mit Uta Merz zustande.

Das Autohaus Merz und Papst existiert noch

„Herr Schmitz hat mir Fotos von dem Wagen geschickt. Er sieht noch genau so aus wie damals. Nur andere Felgen hat er“, stellt Merz fest und freut sich, dass ihr Cabriolet noch lebt und sein Besitzer genau so autoverrückt ist wie sie. Sie selbst hat nach dem VW Cabriolet 1303 und dem Morgan Luxusschlitten wie Rolls Royce oder Aston Martin gefahren. „Die haben wir ja auch in unserem Autohaus verkauft“, sagt Merz, die heute ein Audi Cabriolet fährt: schwarz . Rosa musste es damals sein, weil das mit Mitte 30 meine Lieblingsfarbe war. Auch unser Haus ist Rosa“, sagt Merz.

Das Autohaus Merz und Papst gibt es übrigens immer noch: in Nürtingen. Von der Kronenstraße ist es 1970 in die Alexanderstraße gezogen. Nach dem Tod ihres Mannes hat Uta Merz das Unternehmen noch zehn Jahre geführt und 2003 übergeben.