Simon Schmal rettete ihnen das Leben. Über 80 Jahren nach seinem Verschwinden erfahren zwei seiner ehemaligen Patienten, dass dem Arzt 1938 die Auswanderung in die USA glückte.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Stuttgart - Seit über acht Jahrzehnten lebt Horst Strohmaier mit der Erinnerung an seinen Kinderarzt Simon Schmal. Er hatte sich schon damit abgefunden, dass er keine Antwort mehr bekommen würde auf die Frage, was wohl aus ihm geworden ist. „Ich verehre ihn bis auf den heutigen Tag“, sagt der 88-Jährige und dass der Arzt eine feste Größe in seiner Familie gewesen sei. Was er wusste, ist, dass Schmals Praxis in Stuttgart-Bad Cannstatt nach der Pogromnacht am 9. November 1938 „plötzlich geschlossen und der Arzt wie vom Erdboden verschluckt war“. Schmal war Schwabe, und so sprach er auch. Aber er war auch Jude. Deshalb befürchtete Horst Strohmaier das Schlimmste. Nämlich, dass Schmal von den Nationalsozialisten ermordet worden ist. Denn die Erwachsenen, das bekam er als Kind sehr wohl mit, erzählten, der Arzt sei bei Nacht und Nebel von der Polizei abgeholt worden.