Mario Giordan ist seit seinem 18. Lebensjahr Wahlhelfer. Inzwischen ist er Vorstand eines Wahllokals in Stuttgart. Aber so etwas wie die Wahlen am Sonntag hat er noch nie erlebt.

Lokales: Tom Hörner (hör)

Stuttgart - Als wir uns vergangene Woche mit Mario Giordan in Stuttgart-Neugereut trafen, um ein Video für unsere Reihe „Wahlheimat“ aufzunehmen, ratterte mitten in den Dreharbeiten ein Presslufthammer los. „Kein Problem“, meinte Mario Giordan, „dann wechseln wir halt den Standort.“ Neugereut sei groß genug.

 

Ihn kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen

Mario Giordan, 75, wirkt wie ein Mann, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Doch am Wahlsonntag kam Giordan ordentlich ins Schwitzen. „So schlimm war es bei noch keiner Wahl“, sagt er. „Teilweise ging es schon chaotisch zu.“

Der das sagt, ist alles andere als unerfahren was den Ablauf einer Wahl angeht. Mario Giordan hat schon beim Auszählen von zig Kommunal-, Landtags-, Bundestags- und Europawahlen Hand angelegt. Seit seinem 18. Lebensjahr ist er Wahlhelfer, seit ein paar Jahren Vorstand eines Wahllokals in Stuttgart-Neugereut. Gute Vorbereitung sei die halbe Miete, sagt er. Aber das allein hat in diesem Fall nicht geholfen.

Etliche Wähler kamen ohne Wahlbescheinigung

Teils mussten die Leute warten, da die vier Wahlkabinen in der Jörg-Ratgeb-Schule belegt waren. „Weil wir geahnt haben, dass manche Leute zum Ausfüllen der Kommunalwahlzettel länger brauchen, haben wir vorsorglich Stühle bereitgestellt“, sagt Giordan. Doch das Hauptproblem sei gewesen, dass etliche Wählerinnen und Wähler ohne Wahlbescheinigung ins Wahllokal gekommen seien. In dem Fall müssen die Personalien überprüft und muss eine Ersatzwahlkarte ausgestellt werden – ein aufwendiges Prozedere, das aufhält.

Falscher Wahlzettel im falschen Umschlag

Auch als das Wahllokal um 18 Uhr schloss, hatten die acht Wahlhelfer deutlich mehr als sonst zu tun. Europawahl, Regionalwahl und dann noch eine bearbeitungsintensive Kommunalwahl. Nicht selten kam es vor, dass ein Wahlzettel im falschen Umschlag und somit in der falschen Urne landete. „Normalerweise brauchen wir eine Stunde, um die Wahlzettel zu sortieren, dann ist die Arbeit für uns erledigt“, sagt Mario Giordan. Am Sonntag hatten die Auszähler bis elf Uhr zu tun. Das alles für eine Aufwandsentschädigung von 66 Euro pro Nase.

Lesebrille vergessen – das geht noch

„Drei Wahlen auf einmal sind für manche Leute vielleicht doch zu viel“, schätzt Wahlleiter Giordan. Junge Leute kämen damit besser klar, aber manche älteren Semester seien überfordert. Wenn einer im Wahllokal merkt, dass er seine Lesebrille vergessen habe, sei das noch eines der kleineren Probleme.