Er hat die Hölle von Auschwitz überlebt und in den USA ein neues Leben begonnen. Und doch besucht Gerhard Maschkowski (94) seit 50 Jahren Deutschland, das Land, in dem er geboren wurde. Eine Begegnung in aufgewühlten Zeiten.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Stuttgart - Als der baden-württembergische Landtag am Mittwoch über Antisemitismus diskutiert und der Ministerpräsident den Juden verspricht: „Wir werden Sie nie mehr im Stich lassen“, sitzt in Bad Boll ein alter Mann bei der Physiotherapie. Gerhard Maschkowski ist 94 Jahre alt und aus Kalifornien zur Kur auf die Schwäbische Alb angereist. Der Rücken und die Beine sind mürbe geworden, das Gehen fällt Maschkowski schwer. Aber diese nun staksigen Beine haben ihm als 19-Jährigem das Leben gerettet. Fast 800 Kilometer haben sie ihn getragen. Jetzt hakt er sich lieber unter auf dem Weg zum Auto. Gerhard Maschkowski ist der Gaskammer entkommen, hat den Massenmord an den europäischen Juden überlebt. Und auch den Todesmarsch, auf den die Nazis die entkräfteten KZ-Insassen im eiskalten Winter des Jahres 1945 schickten. Als sich der 18-Jährige nicht mehr auf den Füßen halten konnte, haben seine Freunde ihn getragen. Am Ende hat er nur noch 35 Kilo gewogen.