Kaum ist die dunkle Jahreszeit angebrochen, steigt auch die Zahl der Einbrüche wieder. Aber wie sehen sie im Vergleich zu den Vorjahren aus? Und wie kann man sich schützen? Polizeioberkommissarin Michaela Gönnenwein gibt Tipps.
Aspach, Donnerstag zwischen 9 und 18.30 Uhr. Unbekannte steigen durch ein Fenster in ein Haus, durchsuchen sämtliche Räume und stehlen Schmuck und Münzen im Wert von mehreren tausend Euro. In der Nacht davor brachen Täter in eine Tankstelle in Kernen-Rommelshausen ein und erbeuteten Tabakwaren. Der Schaden: ebenfalls mehrere tausend Euro. Fälle wie diese vermeldet die Polizei aktuell mehrmals wöchentlich. Die dunkle Jahreszeit macht es Einbrechern wieder leichter, unbemerkt in fremdes Eigentum einzudringen. Die gute Nachricht ist aber: Man kann sich schützen. Die Polizeioberkommissarin Michaela Gönnenwein arbeitet in einer kriminalpolizeilichen Beratungsstelle des Polizeipräsidiums Aalen und erklärt, welche Maßnahmen helfen können.
Auf welche Arten und Weisen dringen die Einbrecher am häufigsten ein?
„Leicht erreichbare und schlecht gesicherte Fenster, Terrassentüren und Türen sind für Einbrecher günstige Gelegenheiten und kein großes Problem“, sagt Michaela Gönnenwein. Auch durch Eingangstüren, Fenster im Keller und Lichtschächte könnten sich Täter Zugang zu einer fremden Wohnung verschaffen. Die meisten Einbrecher seien keine Profis, sondern Gelegenheitstäter, die mit einfachen Hebelwerkzeugen Fenster und Türen aufbrechen oder aus den Scharnieren heben. Wenn ein Fenster keine Sicherheit habe oder gar gekippt sei, könne der Täter dieses innerhalb weniger Sekunden überwinden. „Und eine Eingangstüre, die nicht abgeschlossen, sondern nur zugezogen ist, ist nicht verschlossen.“
Haben die Einbrüche über die Jahre zugenommen?
Meldungen wie zu Beginn können das Gefühl erwecken, dass die Einbrüche über die Jahre hinweg zugenommen haben. Ein Blick in die Zahlen des Polizeipräsidiums Aalen für das Jahr 2023 zeigt jedoch eine andere Entwicklung: Waren es im Rems-Murr-Kreis 2014 noch 662 Einbrüche, hat sich die Zahl im Jahr 2023 um zwei Drittel reduziert.
Während die Einbrüche über die Jahre insgesamt abgenommen haben, ist die Anzahl der missglückten Einbruchsversuche stark gestiegen. Das zeigen die Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik. Knapp die Hälfte der Versuche seien 2023 gescheitert. „Von dieser Zahl darf man sich aber nicht täuschen lassen“, sagt die Polizeioberkommissarin. „Selbst wenn es nur zehn Betroffene sind, für diese zehn ist es trotzdem schlimm, das lässt nicht relativieren.“ Bei einem Einbruch verlören Betroffene häufig ihr Gefühl von Sicherheit. „Das wiegt oft viel schwerer als der materielle Wert.“
Wie kann man sich und seine Wohnung am besten schützen?
Gönnenwein nennt hier drei zentrale Punkte: eine gute Sicherungstechnik, ein „sicherungsbewusstes Verhalten“ und aufmerksame Nachbarn. „Der Täter will nicht wahrgenommen werden, sondern schnell eindringen und anonym bleiben“, sagt die Beamtin zu Letzterem. Zum sicherungsbewussten Verhalten gehöre, alle Fenster und Türen zu schließen und keinen Ersatzschlüssel am Haus zu deponieren. „Der Täter kennt jedes Versteck.“ Ebenso solle vermieden werden, den Einbrechern Hinweise darauf zu geben, dass man nicht zu Hause ist – etwa eine Mülltonne, die draußen steht oder ein überfüllter Briefkasten.
Außerdem legt Gönnenwein nahe, leicht zugängliche Gebäudeteile wie etwa Fenster und Türen im Kellerbereich, am Balkon oder im Erdgeschoss mechanisch einbruchssicher zu machen – zum Beispiel, indem man diese mit besonderen Schließmechanismen ausstattet. Hierfür müssen aber keine neuen Türen und Fenster angeschafft werden. „Man kann sie nachrüsten lassen“, betont Gönnenwein. „In der Regel haben wir keine Einbrüche bei gesicherten Objekten“, führt die 51-Jährige weiter aus. Wichtig sei aber, keine Fenster und Türen, die leicht zugänglich sind, auszulassen. „Die Logik der Täter ist nicht berechenbar“, sagt sie. Daher solle man jede Schwachstelle schützen.
Inwieweit sind Alarmanlagen und Smart-Home-Systeme sinnvoll?
Alarmanlagen hält Michaela Gönnenwein grundsätzlich für sinnvoll. Sie betont aber, dass diese alleine nicht zum Einbruchschutz ausreichen. „Am besten ist es, die mechanische Sicherungstechnik mit der elektronischen Überwachung sinnvoll zu kombinieren“, fasst die Beamtin zusammen. Zu beachten sei allerdings, eine zertifizierte Anlage von einem Fachbetrieb einbauen zu lassen, um Fehlalarme und damit unnötige Polizeieinsätze zu vermeiden und die Glaubwürdigkeit aufrechtzuerhalten.
Auch Smart-Home-Systeme sieht Gönnenwein als Ergänzung an. Jedoch sei es wichtig, sich vorab klarzumachen, was man mit den Systemen erreichen wolle. „Wenn es wirklich dem Einbruchsschutz dienen soll, dann benötigt man eine Alarmanlage mit Smart-Home-Funktion“, sagt sie.
Info: Beim Nachrüsten und bei der Wahl der Alarmanlage ist es wichtig, sich an zertifizierte Fachbetriebe zu wenden. Diese sind auf der Seite www.k-einbruch.de zu finden. Die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle bietet zudem kostenlose und neutrale Beratungsangebote an.