Am Landgericht Stuttgart hat der Prozess gegen zwei junge Männer begonnen, die unter anderem in das Haus des vermissten Autohändlers Armin Lauter eingestiegen sind. Bei der Festnahme standen sie noch unter Mordverdacht.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Magstadt - Bei der Festnahme im April ist der Angeklagte wohl ziemlich erschrocken: Er wurde nicht nur eines Einbruchs verdächtigt, sondern möglicherweise auch noch eines Mordes. Denn der 30-Jährige aus Magstadt war am 10. Januar mit einem Kumpel in das Haus des als vermisst gemeldeten Armin Lauter eingestiegen. Bargeld und Schmuck hatten sie dort erbeutet. Nun stehen die beiden Männer wegen gemeinschaftlichen Bandendiebstahls vor der Achten Großen Strafkammer am Landgericht Stuttgart. Mit dem Verschwinden des Autohändlers haben sie nichts zu tun, dafür legt ihnen die Staatsanwaltschaft 13 Einbrüche in Wohnungen und Betriebe sowie ein Fall von Hehlerei zur Last. Die 30 und 22 Jahre alten Angeklagten gestanden zum Prozessauftakt sieben der Taten.

 

Wegen Kokain aus der Bahn geraten

Der Ältere muss laut Staatsanwalt mit einer Freiheitsstrafe von bis zu vier Jahren rechnen. Er ist einschlägig vorbestraft und war zweimal im Gefängnis. „Ich bin selbst schuld, dass ich Drogen genommen habe“, sagte er am Freitag, „aber wegen der Drogen komme ich immer wieder aus der Bahn.“ Die Hauptschule verließ er ohne Abschluss, im Alter von 16 Jahren landete er das erste Mal hinter Gitter. Zunächst Cannabis, später auch Kokain und Tabletten hatten bei ihm einen hohen Geldbedarf zur Folge. Mehrere Therapien hat er absolviert und zwischendurch stets Anstellungen als Arbeiter in der Automobilindustrie gefunden. „Es lief ein paar Monate gut, dann bin ich wieder in ein Loch gefallen.“

Im Mai des vergangenen Jahres begann die Einbruchsserie rund um Magstadt, die der Staatsanwalt den Angeklagten vorwirft. In Bäckereien und Apotheken, eine Werkstatt, ein Autoteile-Geschäft, ein Piercing-Studio und drei Wohnungen sollen sie eingestiegen sein. Bei einem Drittel der Fälle blieb es beim Versuch. Etwa 700 Euro erbeuteten sie dagegen aus einer Apotheke in Sindelfingen, etwa 550 Euro, einen Laptop und eine Spielekonsole stahlen sie aus der Wohnung eines Mannes, den sie für einen Haschisch-Dealer hielten. Im Haus des Autohändlers Armin Lauter fanden sie Bargeld in Höhe von 1600 Euro und Schmuck. Parallel dazu hat der 30-Jährige erfolglos versucht, eine von anderen Tätern gestohlene Autoachse zu verkaufen.

Immer spontan eingebrochen, ohne groß nachzudenken

Der Staatsanwalt ist außerdem überzeugt, dass sich die Angeklagten mit neun anderen Männer zusammengetan haben, um in wechselnder Besetzung abends und nachts auf Diebestour zu gehen. Einer von ihnen ist vom Amtsgericht Böblingen bereits zu einer Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt worden, die anderen Verfahren laufen noch. Nachdem die Polizei registriert hatte, dass es rund um Magstadt vermehrt zu Einbrüchen gekommen war, wurde eine Ermittlungsgruppe gebildet. Die Telefone der beiden Angeklagten und zwei anderer Verdächtiger wurden überwacht. Der 30-Jährige sei von den anderen als Boss bezeichnet worden, berichtete eine als Zeugin geladene Kriminalkommissarin. Nach der Festnahme der Männer am 23. April habe es „einen ganz rapiden Rückgang“ bei dieser Art von Straftat im Raum Magstadt gegeben, sagte sie. Sie sitzen seither in Untersuchungshaft.

Die Angeklagten streiten die Bildung einer Bande ab. „Es war immer spontan“, sagte der 22-Jährige. Auch sein Motiv war die Geldbeschaffung – zwar nicht für Drogen, aber für Spielautomaten und Alkohol. Dabei war er bisher nicht straffällig geworden. Nach dem Realschulabschluss hat er eine Lehre als Anlagentechniker abgeschlossen und in dem Beruf gearbeitet. Er wohnte bei seinen Eltern. „Ich bin halt mitgegangen, ohne groß zu überlegen“, sagte der junge Mann über seine Tatbeteiligung. Auf dem Heimweg von einer Party im vergangenen Dezember brach er alleine in eine Pizzeria ein, mit etwa 1,4 Promille Alkohol im Blut. Obwohl die Polizei ihn damals erwischte, ließ er sich nicht von weiteren Taten abschrecken. Am Montag wird der Prozess fortgesetzt.