Vor dem Landgericht Stuttgart müssen sich neun Angeklagte verantworten. Die erste Tat war in Leonberg. Gibt es eine Einigung ohne lange Verhandlung?

Der größte Saal des Stuttgarter Landgerichts ist gut gefüllt: Neben neun Angeklagten und ihren 13 Verteidigern, zwei Dolmetschern und knapp 20 Justizbeamten haben sich zudem zahlreiche Angehörige und Freunde eingefunden. Auch mehrere Kinder sind am ersten Tag des Prozesses wegen schweren Bandendiebstahls anwesend, eine Mutter ist ständig bemüht, ein Kleinkind zu beruhigen.

 

Es dauert rund 20 Minuten, bis der Oberstaatsanwalt Jörn Peter Schöllig die Anklage gegen die neun Männer verlesen hat, die alle aus Nordrhein-Westfalen stammen. Ihre Verteidiger sind zum größten Teil aus Dortmund und Stuttgart. Die Staatsanwaltschaft wirft den neun Männern im Alter von 28 bis 39 Jahren vor, sich zu einer Bande zusammengeschlossen zu haben und in unterschiedlicher Besetzung sieben Straftaten zwischen September vergangenen und April dieses Jahres begangen zu haben. Die Angeklagten sollen Kupfermaterial und Elektrokabel vom Gelände von Firmen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Gesamtwert von rund 122000 Euro gestohlen haben.

Nächtlicher Einbruch in Leonberger Halle

Die erste Tat hat laut Anklage im September vergangenen Jahres in Leonberg stattgefunden. Zwei der Angeklagten sowie sieben weitere unbekannte Täter hätten das Tor zu einer Halle für die Warenanlieferungen in einem Gewerbegebiet aufgebrochen und anschließend zwölf Kabeltrommeln und eine Erdkabelrolle nach draußen getragen.

Da ein Nachbar durch den Lärm aufmerksam wurde und die Täter störte, ließen sie das Material im Gesamtwert von rund 22200 Euro auf dem Firmengelände liegen.

Gleich zweimal sollen drei der neun Angeklagten eine Firma in Pforzheim heimgesucht haben. Beide Male seien sie durch ein Fenster eingedrungen. Bei der ersten Tat im Januar dieses Jahres seien 26 Kupferrollen und –bänder im Wert von knapp 31500 Euro erbeutet worden. Beim zweiten Einbruch im März dieses Jahres seien 47 Rollen und Bänder mit Kupfer entwendet worden, die einen Wert von 68000 Euro haben.

2500 Kilo schwere Kabeltrommeln

Ebenfalls im März dieses Jahres sei ein weiteres Trio auf das Gelände einer Privatbrauerei in Winnweiler in Rheinland-Pfalz eingedrungen und habe fünf Gitterboxen mit Kupferkabel sowie Kupferrohre gestohlen. Nochmals Kupferrohre für 150 Euro sollen zwei der Angeklagten im April dieses Jahres im westfälischen Lüdenscheid erbeutet haben.

Die letzten beiden Einbrüche fanden laut Anklage im April in Stuttgart statt: Zunächst soll die Bande in die Halle einer Firma in Untertürkheim eingedrungen sein und 250 Kilogramm Kupferkabel auf den Hof getragen haben. Kurz darauf hätten die Angeklagten in Wangen zwei Kupferkabeltrommeln mit einem Gewicht von 2500 Kilogramm im Wert von 36000 Euro in einen Sprinter geladen. Dabei wurden die Täter von der Polizei festgenommen.

Zwei der neun Angeklagten sind wegen sechsfachen schweren Bandendiebstahls angeklagt, einer wegen fünf Taten, einer wegen drei, die übrigen fünf wegen zweifachen versuchten Bandendiebstahls.

Verständigung gegen Geständnis

Nach einer mehrstündigen Unterbrechung machte der Vorsitzende Richter Rainer Gless für die neun Angeklagten Vorschläge für eine Prozessverständigung: Demnach stellte die 9. Große Strafkammer für den Fall eines umfassenden Geständnisses Strafrahmen zwischen eineinhalb Jahren auf Bewährung bis zu drei Jahren und acht Monaten in Aussicht.

Ein mögliches Ergebnis soll am nächsten Verhandlungstag am 5. Dezember bekannt gegeben werden. Ein Urteil will die Kammer nach derzeitigem Stand erst im kommenden Jahr, am 14. Januar, verkünden.