Waltraud Ries ist Autorin für Sachbücher, die Dachswalderin hat bereits viele Reiseführer veröffentlicht und jüngst einen Ratgeber für Senioren geschrieben. Auch mit der Arbeit an einem Roman hat sie begonnen – sieht das aber eher als Hobby.

Dachswald - Weit mehr als 40 Stufen geht es von der Straße hinab zur Wohnung von Waltraud Ries. „Wunderschön gelegen ist es hier, oder?“, begrüßt sie den Besuch. Bereits in der Tür kann man die tolle Aussicht über Dachswald und Kaltental erahnen, die sich einem durch die breite Fensterfront im Wohnzimmer bietet. Doch so gerne Ries und ihr Mann hier auch wohnen – dem, was die Mittfünfzigerin als altersgerecht und barrierefrei beschreibt, entspricht die Wohnung so gar nicht. „Glücklich wohnen im Alter – Welche Wohnform ist die beste für mich?“, heißt ihr Ratgeber, der im vergangenen Sommer erschienen ist. Die erste Auflage von 1000 Stück ist bereits vergriffen, die zweite, aktualisierte am Markt.

 

„Allmählich komme ich selbst in das Alter“

Zufällig sei sie an den Auftrag gekommen, den Ratgeber zu schreiben. In einer Zeitung hatte Ries einen allgemein gehaltenen Artikel zum Thema Wohnformen veröffentlicht. Wenig später bekam sie den Anruf eines Verlags, ob sie sich nicht vorstellen könnte, das Thema auf Senioren einzugrenzen und ein Buch darüber zu schreiben. Ries bat sich Bedenkzeit aus und sagte dann zu. Auch wenn sie nicht vom Fach ist – Einblick in das Thema hat sie schon: Ries hat Innenarchitektur studiert. „Und allmählich komme ich selbst in das Alter, in dem man sich Gedanken über das Leben im Alter macht.“ Seit einer Knieoperation ist ihr das umso bewusster.

Für die Recherchen zu Wohnmodellen für Senioren reiste sie durch die Region Stuttgart und schaute sich auch darüber hinaus um. Monate investierte sie in das Buchprojekt, feilte am Konzept, besuchte viele Wohnprojekte selbst.

Im Schnitt: ein Monat pro Buch

Das war ein Novum. Normalerweise hat Ries weniger Zeit, um ein Buch zu schreiben. Im Schnitt einen Monat reine Schreibzeit braucht die Autorin etwa, um einen Reiseführer zu schreiben. Mehrere, darunter einen zum Bahnreisen durch Deutschland und einen mit allgemeinen Reisetipps, hat Ries bislang verfasst. Ein Monat pro Buch – das klingt nicht nach viel Zeit. Waltraud Ries sieht es pragmatisch. „Wenn ich an einem Buchprojekt sitze, hat meine Arbeitswoche auch mehr als 40 Stunden“, gibt sie zu bedenken. Zudem seien Reiseführer Sachbücher, alle Details sind genau mit dem Verlag abgesprochen: Welche Punkte müssen abgehandelt werden? Wie viele Zeilen gibt es dafür?

Schon als Jugendliche hat sich Ries die Frage gestellt, ob es möglich ist, mit ihren Interessen eines Tages Geld zu verdienen: reisen und schreiben. Als Reiseschriftstellerin, das wusste sie, würde es sehr schwer werden. Deswegen studierte sie zunächst – ganz pragmatisch – Englisch und Geschichte an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg auf Lehramt. „Fertig wurde ich just in den Jahren der Lehrerschwemme, deswegen musste ich mir etwas anderes suchen.“

Selbstständigkeit bedeutet für sie Freiheit

Ries begann in einer Werbeagentur. Später wechselte sie zu einem Verlag. Einige Jahre später machte sie sich selbstständig. Denn selbstständig arbeiten, das sei es, was sie schon immer gewollt habe, sagt sie. „Ich kann mir meinen Tage einteilen“, sagt sie und will diese Freiheit nicht mehr missen.

Reiseführer, Altersratgeber, auch Kinderbücher hat die Autorin geschrieben. Zudem lektoriert sie für diverse Reisebuchverlage. Den Rat, den jeder Schreiber hört, sich dringend zu spezialisieren, hat Ries nicht befolgt. Oder doch? „Meine Spezialisierung heißt lesen und schreiben“, sagt sie dazu. Und: „Ich mag die Abwechslung.“

Gerade sitzt Ries an einem Projekt, für das es keinen Auftraggeber gibt. Schon lange sei sie mit der Idee schwanger gegangen, einen Roman zu schreiben. Es gehe in Richtung Frauenroman, mehr will sie noch nicht sagen. Ob etwas daraus werden wird, weiß sie noch nicht. „Das ist bislang mein Hobby.“