Das legendäre französische Stangenbrot schmeckt lecker, hat unter Ernährungswissenschaftlern allerdings einen eher zweifelhaften Ruf

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Paris - Das Baguette gehört zum Leben eines Franzosen wie die Luft zum Atmen. Kein Frühstück ohne dieses typische Weißbrot, das natürlich auch zu allen anderen Mahlzeiten gereicht wird. Doch in diesem Tagen machen beängstigende Meldungen die Runde. In einem Bericht der Tageszeitung „Le Parisien“ wird sogar davor gewarnt, zu viel Baguette zu essen und im Laufe der Lektüre entsteht der Eindruck, der Genuss dieses für Frankreich so typischen Brotes führe geradewegs ins Grab. Wortführer der Baguette-Kritiker ist Réginald Allouche. Der Arzt ist Autor einiger populär-medizinischer Bücher und hat sich in Frankreich einen Namen gemacht als hartnäckiger Kämpfer gegen Übergewicht und Diabetes.

 

Der Genuss eines Baguette schlägt auf die Leber

Er schreibt, das Lieblingsbrot der Franzosen werde aus Mehl hergestellt, das einen plötzlichen Anstieg des Glukosespiegels im Blut verursache. Die Insulinproduktion durch die Bauchspeicheldrüse werde angekurbelt, was bei manchen Menschen langfristig das Risiko für Diabetes, Fettleibigkeit und Leberüberlastung stark erhöhen könne. Damit nicht genug: ein Baguette liefere dem Körper keine Ballaststoffe und sei für das wichtige Gleichgewicht der Darmflora eher schädlich. Ganz zu schweigen von den nicht-natürlichen Zutaten, die beim Backen sonst noch beigemengt werden. Das Urteil des Arztes ist vernichtend: Das normale Baguette „heißt Brot, es hat die Form von Brot, aber es ist etwas Anderes“.

Der Kenner setzt auf Tradition

Jedem Franzosen müsste nun der Bissen im Halse stecken bleiben. Doch Réginald Allouche kann seine Landsleute beruhigen, denn es gibt einen kulinarischen Ausweg: das „pain de tradition française“. Auch das ist ein Baguette, das allerdings auf althergebrachte Weise zubereitet wird. Der Teig wird nicht tiefgekühlt, als natürliche Treibmittel sind nur Hefe oder Sauerteig erlaubt und es enthält keine chemischen Zusätze wie Geschmacksverstärker oder Konservierungsmittel.

Die Franzosen können also aufatmen und weiter ihr geliebtes Baguette genießen. Und für das Wohl ihrer Bauchspeicheldrüse und der Darmflora sind sie sicher bereit, in der Boulangerie ein paar Cent mehr für ein „pain de tradition française“ auszugeben.