108 Tage lang war Kuh Pinki vom Speidelhof in Ofterdingen allein unterwegs – Spuren hinterließ sie jede Menge. Dann erhielt ihr Besitzer einen Anruf.

Ofterdingen - Treuherzig schaut Pinki drein – als ob das mit der Wanderschaft, der Helikoptersuche und all den Sorgen, die sie bereitet hat, nie passiert wäre. Gekräuselte Stirn, lange Wimpern und durchtrainiert wie keine andere im Stall. „Sie steht da wie ein Bodybuilder“, sagt der Landwirt Thomas Speidel. Er ist froh, dass die Ausreißerin wieder da ist. „Frische Luft, Bewegung und die Äpfel auf den Streuobstwiesen haben ihr gut getan.“

 

Pinki, keine drei Jahre alt, ist neugierig. So neugierig, dass sie zusammen mit Emma, Anna, Lotte und all den anderen Hinterwälder Kühen, die auf dem Speidelhof leben, ausgebüchst ist. Zu acht sind sie Ende Juli los, irgendwie haben sie sich trotz der Verriegelung an der Stalltür auf den Weg in die Freiheit gemacht. Ihr Zuhause liegt in Ofterdingen, eine kleine Gemeinde südlich von Tübingen. Eine ruhige Ecke mit Wald in der Nähe, aber unbemerkt kommt hier dennoch keine Herde durch. Ein Zeuge rief die Polizei und zwei Streifenwagenbesatzungen gingen auf Rinderfahndung. Sieben erwischten sie, nur Pinki blieb verschollen. Weder der Polizeihelikopter spürte sie auf, noch Thomas Speidel, der bald täglich die Wiesen in der Nähe seines Hof absuchte. Woche für Woche, Monat für Monat. Es gab Spuren von Pinki in der Umgebung, es gab Fotos, aufgenommen von Wildtierkameras. Doch eingefangen werden konnte die Kuh nicht. „Ich wusste, sie kann in der freien Natur gut überleben“, sagt Speidel, „aber sie war trächtig, als sie loslief.“

Vermutlich hatte Pinki eine Fehlgeburt

108 Tage später bekam der Landwirt einen Anruf vom Nachbarbauernhof. Pinki hatte sich unter die Kälbchen gemischt. Ihren Nachwuchs hat sie verloren, womöglich eine Fehlgeburt, mutmaßt Speidel, aber ansonsten ginge es ihr gut. Und das sei das wichtigste, findet Speidel.