Eine Liebeserklärung Ti amo, Fritty Bar

Die Stadtkind-Redaktion erinnert sich zurück und sagt: Ti amo, Fritty Bar - du wirst fehlen! Foto: Tanja Simoncev

Die Fritty Bar verkündet ihr Aus und auch an der Stadtkind-Redaktion geht das nicht spurlos vorbei. Unsere Autorin blickt zurück auf vergangene Nächte in der Warteschlange und kommt zu dem Schluss: Ti amo, Fritty Bar, du wirst fehlen!

"Nichts Gutes passiert nach 2 Uhr Morgens", sagt Ted Mosby in der Serie "How I Met Your Mother". Für die Pommes bei der Fritty Bar gilt das nicht. Denn die werden umso besser, je weiter die Nacht voranschreitet. Und ja, es gibt sie, mutige Menschen, die auch tagsüber Currywurst, Gyros und Fritten am Rotebühlplatz snacken. Respekt dafür! Das muss man eben auch wollen.

 

An der Fritty Bar kommt alles zusammen

Für diese Erzählung braucht es jedoch die Nacht, welche die Betonwüste im Dämmerlicht erträglicher macht. Denn hier geht es um mehr als "nur" um Fritten nach belgischer Art. Es geht um einen Ort, der polarisiert, kultig ist, manchmal den Abend rettet, manchmal auch nicht und an dem alles verlässlich zusammenläuft.

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Die eine oder keine: Joppiesauce 

Es ist eine laue Samstagnacht, der Handyakku ist schon lange her, wir kommen aus dem Oblomov, was bedeutet, dass es sehr spät sein muss. Doch wir sind nicht die einzigen Nachtschwärmer. Die Schlange vor der Fritty Bar reicht bis zum Galeria-Eingang. Wir reihen uns ein. Ich höre die verschiedensten Sprachen, Chartmusik aus JBL Boxen, es wird darüber philosophiert, ob eine große Pommes oder Gyros Pita satter macht und anschließend wird die Wahl der Soße verhandelt - obwohl wir alle wissen: es wird die Joppiesoße. Die eine oder keine, sorry!

In der einen Ecke wird geknutscht, in der anderen gekotzt. Freud und Leid liegen hier oft nah beieinander. Es dauert nicht lange, bis sich auch hinter unser Menschen anstellen. "Okay und das soll hier geil sein?", fragt das Mädchen mit den blonden Haaren ihre Begleitung. 

Der erste Fritty Bar-Moment

Es ist ihr erster Fritty Bar-Moment und ich bin live dabei. Irgendwie rührend. Weil es mich zurückerinnert. An diesem Punkt waren wir alle schon einmal. Irgendwann war das alles neu und dann sehr bald auch einfach vertraut. Ein Heimspiel eben. Entweder die Rettung in der Not oder der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ihr wisst schon.

Eine komische Nostalgie überkommt mich: Der Friteusengeruch, die Geräuschkulisse, die Liste der Soßen, die man immer wieder studiert, um dann doch wieder last minute bei der Joppiesoße zu landen. Die Fritty Bar ist - und wird bald - eine der wenigen Konstanten in dieser Stadt gewesen sein.

Wir bestellen eine Mega-Pommes, das Soßenthema ist geklärt und ich warte gespannt, was nun hinter mir passiert. "Zwei vegane Burger, bitte." Okay, auch für mich ist das neu. Ich wusste bis zu diesem Augenblick nicht einmal, dass es das hier gibt. 

Ein Abschied mit Fettflecken, die bleiben

Nun hängt seit ein paar Tagen ein Schild in der Glasscheibe am Rotebühlplatz: "Am 2. Juli endet das Mietverhältnis für unseren Betrieb 'Fritty Bar' und wird seitens des Vermieters nicht weiter verlängert. So sind wir gezwungen, nach fast 35 Jahren unseren Familienbetrieb aufzugeben." Diese Meldung geht auch an der Stadtkind-Redaktion nicht spurlos vorbei.

In unserem Team erinnert man sich zurück, an die Nächte, die hier endeten oder vielleicht danach erst an Fahrt aufnahmen. An den "Mayo-Apfel", also einen Haufen Mayo auf den Pommes, so groß wie ein Apfel, der auf den neuen Adidas Sambas eines Redakteurs landete. Der Fettfleck, der geblieben ist, wird ihn noch lange an diesen Ort erinnern.

Fritty Bar, du wirst fehlen!

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