Vogelgezwitscher, erdige Frischluft und weit und breit kein Mensch: Auch wenn unsere Autorin mittlerweile ein Vollblut-Stadtkind ist, zieht es sie manchmal raus aus dem Trubel. Darum hat sie sich in die Waldau verliebt.

Ludwigsburg : Anna-Sophie Kächele (ask)

Stuttgart - Geschäftiges Treiben, ein dichtes Verkehrsnetz und ein großes gastronomisches und kulturelles Angebot: Ja wir Stadtkinder lieben Stuttgart aber manchmal brauchen wir eine Auszeit. Und damit meine ich Auszeit Auszeit. Die Parks im Kessel sind zwar perfekt geeignet für eine Pause, wer aber so richtig das Hirn auslüften, aus Frust einen Schrei rauslassen oder sich verlaufen möchte, der nimmt die U7 zur Waldau.

 

Sich verlieren und verlaufen

Wälder fördern unsere Gesundheit. Die frische Luft, der Geruch von Tannennadeln und die Ruhe sind ein Fest für unseren Parasympathikus und unser Immunsystem. Waldbaden ist für mich das perfekte Mittel zum Entschleunigen und Energie tanken. Auf der Waldau gelingt das besonders gut, weil man alle paar Meter neu entscheiden kann, ob man Menschen begegnen möchte oder nicht. Und wer kennt es nicht. Manchmal gibt es diese ,,Ich hasse Menschen"-Tage, da möchte man eben ganz alleine sein. 

Allein sein mit den eigenen Gedanken funktioniert für mich vor allem beim Joggen. Nachdem man Gedanken wie ,,oh Gott wie lange noch" und ,,was erst zwei Kilometer?!" überwunden hat, entsteht im Kopf diese wunderbare Leere. Die kann ich mehr genießen, wenn ich keine Spaziergänger:innen umrunden oder mich über Menschen aufregen muss, die meinen, sie müssen den ganzen Schlossgarten beschallen. Ich würde lügen, würde ich behaupten, laufen gehen, steht bei mir regelmäßig auf dem Programm. Aber wenn ich mal meinen Schweinhund überwunden habe, spornt mich der Anblick der ganzen Sportler:innen, die auf der Waldau trainieren, ein wenig an. Bewegung tut gut, Bewegung ist gesund. Mit einem Abstecher auf der Waldau arbeitet man also an seiner mentalen und körperlichen Gesundheit.

Wenn ich doch lieber spazieren gehe oder mich meine Kondition im Stich lässt, laufe ich gerne den Sinneswandel-Weg vom Haus des Waldes. Der Wald hat mich schon immer fasziniert und bei den fünf Stationen kann man sein eigenes Wissen auffrischen.

Kopf auslüften

Ein weiterer Grund die Waldau zu lieben, ist der Fernsehturm, der ganze Stolz der Stuttgarter. Ich mag das Gefühl durch den Wald zu laufen und ihn als Wegweiser nicht aus den Augen zu verlieren. Mal abgesehen davon, dass man auf dieses Ding ja auch noch rauf kann und mit einer unglaublichen 360 Grad Ausblick belohnt wird. Auf über 200 Meter lüftet der Kopf auf jeden Fall aus, im wahrsten Sinne des Wortes. Worüber habe ich mich gerade nochmal geärgert?

In mir schlägt noch irgendwo ein Dorfherz und generell könnte das auch eine Hommage an all die grünen Adern Stuttgarts sein. 2019 kamen auf jeden Einwohner Stuttgarts 13,6 Quadratmeter Grünfläche. Und ich kenne den Vergleich: Ich habe in Städten gelebt, in denen Kopfsteinpflaster zwar durchaus zum charmanten Stadtbild beiträgt, aber an der Betonwüste ändert das nichts. Wenn der Löwenzahn, der sich durch den Asphalt kämpft, das einzige Grün ist wird klar: Es wird Zeit wieder in mein Stuttgart und zu meiner Waldau zurückzukehren.

Solltet ihr auch eine Verschnaufpause vom Alltag brauchen, der uns manchmal fest im Griff hat, schaut mal vorbei und badet im Wald. Ich verspreche euch, es lohnt sich.

Wer jetzt wieder Lust auf Trubel bekommt, kann sich hier ins Getümmel stürzen >>>