Jane Daykin lebt seit 2007 in der Kurpfalz. In Walldorf arbeitet sie als Übersetzerin bei SAP. Nach dem Brexit hat sie sich einbürgern lassen – auch ein bisschen, weil sie damit Engländerin bleiben kann, sagt sie im Interview.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Walldorf - Jane Daykin hat sich lange Zeit gelassen. Doch nach der Brexit-Entscheidung der Briten im vergangenen Jahr hat sich die 42-Jährige wie viele andere Briten in Baden-Württemberg entschieden, einen deutschen Pass zu beantragen.

 
Frau Daykin, wieso haben Sie fast zehn Jahre gebraucht, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen?
Tatsächlich habe ich mir schon lange überlegt, ob ich das machen soll. Wenn man hier wohnt, möchte man einfach dabei sein. Ich möchte wählen, einen Ausweis haben und so weiter. Offen gestanden, hätte ich nie gedacht, dass die Brexit-Abstimmung so ausgeht. Aber dann war plötzlich ein Druck da. Man weiß nicht, ob man künftig ein Visum benötigt, um hier arbeiten zu dürfen. Da war der Brexit der Kick, den ich noch gebraucht habe, um das zu machen.
Sie mussten natürlich zuerst auch einen Einbürgerungstest bestehen. War er schwierig für Sie?
Ich hatte die volle Punktzahl, aber das war nicht schwer. Man kann im Internet üben. Wenn man lange hier lebt, sind die meisten Fragen recht einfach. Schwierig ist es nur für Leute, die von ganz woandersher kommen.
Vielleicht wäre es eine Herausforderung, wenn man spezielle Aufgaben für Engländer hätte, zum Beispiel, dass sie einen Elfmeter schießen.
Ja, das können wir nicht. Schwierig fand ich auch die ganzen Geschichtsfragen und die politischen Sachen mit Bundesrat und Bundestag, weil wir das nicht haben. Aber man muss ja nur 17 von 33 Fragen wissen. Das schafft man schon.
Was fehlt Ihnen als Neudeutsche am meisten? Das englische Essen, die Queen?
Ach ja, das heißt es ja immer, dass das Essen in England nicht schmeckt. Aber ich finde, das stimmt überhaupt nicht. Und die Monarchie finde ich auch nicht so schlecht, aber ich kann auch ohne leben. Aber man muss ja sehen: Ich bin immer noch Engländerin. Ich habe die Staatsbürgerschaft ja nichtaufgegeben. Das war mir auch wichtig.
Das ist der Vorteil von EU-Bürgern.
Genau, das war auch ein Grund, es jetzt anzugehen. Wenn der Brexit erst einmal durch ist, kann es sein, dass man sich entscheiden muss: entweder – oder. Die angeborene Staatsbürgerschaft ist etwas, das man schon behalten möchte, wenn es geht.