Vor kurzem porträtierte die StZ einen wütenden Leser, der sich und seine konservativen Ansichten verunglimpft sah. Jetzt kommt die Widerrede einer liberalen Leserin. Und die hat es in sich.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Reutlingen - 300 000 Bücher sind der Kosmos, über den Beate Meinck gebietet. Sie leitet die Stadtbibliothek von Reutlingen. Auf ihrem Schreibtisch lagern drei Exemplare aus dem Bestand. Ganz oben auf dem kleinen Stapel liegt ein Werk, dem ein Kritiker den Stempel „politisch unkorrekt“ verpasst hat. Meinck schwärmt geradezu davon. Das verwundert, denn Leute, die politisch unkorrektes Verhalten für angesagt halten, sind ihr eigentlich ein Gräuel. Als politisch korrekt gelten Wertmaßstäbe derer, die in solchen Kreisen als „Gutmenschen“ verhöhnt werden. Aber ist es politisch korrekt, einen Kollegen, der Flüchtlinge hasst, einen „rechten Sack“ zu nennen? So redet Vernon Subutex, aus dessen Leben das Buch erzählt, das Beate Meinck griffbereit auf ihrem Schreibtisch hat: ein Bestseller der Französin Virginie Despentes.