Die EU will, dass Geräte länger funktionieren, leichter zu reparieren und einfacher wiederzuverwerten sind.
Ist ein Handy kaputt, landet es schnell im Müll. Eine Reparatur ist meist umständlich oder oft auch nicht möglich. Mit dieser Wegwerfmentalität soll nach dem Willen der Europäischen Union bald Schluss sein, weshalb die EU-Kommission bereits im März die sogenannte Ökodesign-Verordnung vorgelegt hat. Ziel ist es, dass Gebrauchsgegenstände länger funktionieren, sie sollen aber auch leichter zu reparieren oder einfacher wiederzuverwerten sein. Das gilt nicht nur für komplizierte Elektronikprodukte, wie Smartphone, Tabletts oder Fernseher, sondern auch für Kühlschränke, Lampen, Möbel oder Textilien.
Nachhaltige Produkte auf dem Vormarsch
Auf diese Weise sollen „nachhaltige Produkte auf dem EU-Markt zur Norm werden“, heißt es von Seiten der Kommission. Angesetzt werden soll dabei bereits bei der Entwicklung eines Gegenstandes, denn „das Muster der Wegwerfgesellschaft kann vermieden werden, schließlich wird ein Großteil der Umweltauswirkungen eines Produkts in der Entwurfsphase bestimmt.“
In diesen Tagen hat sich in Brüssel deswegen der Rat für Wettbewerbsfähigkeit getroffen, um in einer sogenannten Orientierungsaussprache den Stand der Entwicklung zu diskutieren. Unterstützung erhält die EU-Kommission dabei aus dem Europaparlament. „Die Klimakrise und unsere Abhängigkeit von Rohstoffen machen den Übergang zur Kreislaufwirtschaft dringlicher denn je“, unterstreicht etwa Anna Cavazzini, Europaabgeordnete der Grünen.
Der Verbraucher wird besser informiert
Um die Verbraucher über die Nachhaltigkeit eines Gegenstandes zu informieren, sollen sogenannte digitale Produktpässe eingeführt werden, die weitaus mehr Informationen liefern, als einfach Handbücher oder Etiketten. Darin enthalten sein sollen auch wichtige Reparaturinformationen für Werkstätten oder Recyclingunternehmen.
Diese Vorgabe ruft allerdings viele Hersteller auf die Barrikaden, die etwa davor warnen, dass unsachgemäße Reparaturen sich negativ auf die Qualität und Sicherheit von elektronischen Geräten auswirken könnten. Hingewiesen wird auch darauf, dass bei nicht vom Hersteller autorisierten Reparaturen sensible persönliche Daten von den Smartphones oder Tabletts gezogen werden könnten.
Natürlich sehen auch die Befürworter der Ökodesign-Verordnung die Probleme in diesem Bereich, weshalb nicht alle Produkte gleichbehandelt werden könnten. „Wichtig wird sein, möglichst umfassende und klare Regeln für alle Produktgruppen aufzustellen“, erklärt Anna Cavazzini. Auf diese Weise sollen etwa Rechtsunsicherheiten vermieden werden.
Rückenwinde von der Bundesregierung
Rückenwind bekommt Brüssel von der deutschen Regierung, die sich für einen möglichste breiten Ansatz starkmacht. „Wichtig ist, dass künftig die EU-Vorgaben auch für Produkte mit großen Märkten, wie Textilien oder Möbel, gelten sollen“, unterstreicht Verbraucherstaatssekretärin Christiane Rohleder. Sie hofft, dass dadurch „einige Irrwege der Bekleidungsindustrie“ beendet werden können. Gerade Kleidung werde häufig nicht nachhaltig und damit auf Kosten von Umwelt oder Menschenrechten produziert. Verbindliche Qualitätsanforderungen für den EU-Binnenmarkt könnten dabei helfen, die globalen Produktionsbedingungen im Textilsektor zu verbessern, hofft die Politikerin.
Die geplante Ökodesign-Verordnung wird die Produkte allerdings auch teurer in der Anschaffung machen, räumt die EU-Kommission ein, geht allerdings davon aus, dass der Verbraucher mittelfristig finanziell entlastet wird. Gespart werde vor allem damit, dass etwa eine Waschmaschine robuster sein wird, einfacher repariert werden kann und damit auch länger benutzt werden kann.