Lange musste sich Stuttgarter Architekturbüro Milla & Partner gedulden. Jetzt geht es endlich an die Umsetzung seines Konzepts.

Berlin - Nach jahrelanger Verzögerung soll am Dienstag in Berlin der Bau des Freiheits- und Einheitsdenkmals beginnen. Das teilte ein Sprecher von Kulturstaatsministerin Monika Grütters am Montag mit. Auf dem Sockel des früheren Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals vor dem künftigen Humboldt Forum soll eine riesige begehbare Waage an die friedliche Wiedergewinnung der Deutschen Einheit erinnern.

 

Ursprünglich sollte das Denkmal zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im November 2019 eröffnet werden. Der Termin scheiterte an Finanzierungsfragen. 2018 genehmigte der Haushaltsausschuss des Bundestages die notwendigen 17 Millionen Euro für das begehbare Werk „Bürger in Bewegung“ – Kritiker hatten es als „Einheitswippe“ bezeichnet.

Versinnbildlichung gemeinsamen Handelns

Das Konzept des 50 mal 18 Meter großen Denkmals erläutert das Stuttgarter Architekturbüro Milla & Partner so: „Wie bei der friedlichen Revolution von 1989 müssen sich die Besucher verständigen und zu gemeinsamem Handeln entschließen, um etwas zu bewegen: Wenn sich auf einer Schalenhälfte mindestens 20 Personen mehr zusammenfinden als auf der anderen, beginnt sich die Schale langsam und sanft zu neigen. Neue Perspektiven öffnen sich.“ Die Schale ist an ihrer stärksten Stelle demnach 2,50 Meter dick und verjüngt sich zum Rand bis auf wenige Zentimeter.

Sebastian Letz, der Architekt und Kreativdirektor von Milla & Partner, erklärte, das Denkmal sei eine soziale Skulptur. „Sie gewinnt Leben, wenn die Besucher sich zusammenfinden, verständigen und gemeinsam bewegen. Es aktiviert und lädt zur Partizipation ein. Als Bild für gelebte Demokratie erinnert es uns daran, dass Freiheit und Einheit keine Selbstverständlichkeit sind.“ Die Errichtung des Denkmals durch Milla & Partner soll demnach „unter normalen Umständen“ gegen Ende 2021 abgeschlossen sein. Danach stehen laut Letz noch finale Arbeiten zur Sockelsanierung an. Der Bundestag hatte das Denkmal schon 2007 erstmals beschlossen. Doch ein gescheiterter Wettbewerb, Meinungsverschiedenheiten im Siegerteam und Bedenken von Denkmal- und Tierschützern sorgten immer wieder für neue Verzögerungen – unter anderem auch wegen des Schutzes von Fledermäusen im Sockel.