Plötzlich nur noch Pausenzeichen: Anfang 2019 konnten Kunden des Kabelnetzbetreibers Unitymedia in ihren Radios keine Deutschlandfunk-Programme mehr hören. Hintergrund war ein jahrelanger Rechtsstreit um die sogenannten Einspeisegebühren. Nun haben Sender und Unternehmen sich geeinigt.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Gute Nachrichten für Radiohörer: Von 2020 an werden die Programme des Deutschlandfunks (Dlf) wieder im Kabelnetz von Baden-Württemberg zu hören sein. Damit können Kabelnetz-Kunden bald wieder ganztägig in den entsprechend angeschlossenen Geräten Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur, das Jugendprogramm Deutschlandfunk Nova und zusätzlich auch noch den Sonderkanal „Dokumente & Debatten“ mit Live-Debatten empfangen. Zudem erhalten sie im Lauf des Jahres auch Zugang zur Deutschlandfunk-Audiothek.

 

Die Rundfunkanstalt Deutschlandradio und der Kabelnetzanbieter Unitymedia haben damit einen jahrelangen Rechtsstreit beigelegt. Seit 2013 stritt man sich über die Frage, ob die Dlf-Programme zur Rundfunk-Grundversorgung der Bevölkerung zählen und darum für den Sender kostenlos ins Sender-Bukett aufgenommen werden müssen, oder ob die Anstalt dem Unternehmen dafür Gebühren zu entrichten hat. Der Dlf-Intendant Stefan Raue lehnte es strikt ab, Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag zur Verbesserung der Erträge eines privaten Kabelnetzbetreibers zu verwenden.

Vor einem Jahr eskalierte dieser Streit: Kabelnetz-Radiohörer konnten auf den alten Deutschlandfunk-Sendeplätzen plötzlich nur noch einen Pausenton hören – und die Ansage eines Unitymedia-Sprechers, der Sender habe auf die Einspeisung seiner Programme verzichtet (was eine nicht ganz ausgewogene Darstellung der Lage war). Diese missliche Lage betraf alle Kabelnetzkunden in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Wer trotzdem die Dlf-Programme hören wollte, musste auf das Digitalradio der ARD, die Angebote anderer Anbieter, die Internetseiten des Senders oder die noch verbliebenen analogen Ukw-Frequenzen ausweichen.

Nun haben das Deutschlandradio und das Unternehmen Vodafone (Unitymedia wurde im August 2019 von Vodafone Deutschland aufgekauft) einträchtig ihre geschäftliche Einigung verkündet. Wie genau die Details aussehen, gab man nicht bekannt. Zur Schlichtung hat aber vermutlich beigetragen, dass Vodafone in seinem eigenen digitalen TV- und Radioangebot die Deutschlandfunk-Programme präsentierte und ein fortgesetzter Rechtsstreit seines Tochterunternehmens Unitymedia für die Kunden wohl nur schwer vermittelbar gewesen wäre. Das Ergebnis jedenfalls ist für Freunde guter Radioprogramme in jedem Fall erfreulich: Die drei Qualitäts-Angebote Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova sind auch in der Region Stuttgart bald wieder auf allen digitalen Kanälen zu empfangen.