Toom wird das ehemalige Praktiker-Gebäude übernehmen. Im Rathaus wurde ein Baugesuch eingereicht. Details? Dazu schweigt das Unternehmen.

Gerlingen - Auf diese Nachricht wurde in der Stadt lange gewartet: „Das Baugesuch liegt vor“, sagte der Bürgermeister Georg Brenner am Ende der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Bis zur geplanten Wiedereröffnung des Baumarkts an der Weilimdorfer Straße unter der Marke Toom wird aber noch ein Jahr vergehen.

 

Schon seit dem Herbst 2013, also seit fast vier Jahren, steht das Gewerbegebäude am Rand des Real-Geländes leer, das „Praktiker“-Schild ziert noch immer den Eingang. Diesen Bereich haben längst Dutzende Tauben für sich vereinnahmt, die sich besonders im Winter unter dem Dach wohlfühlten. Die Vögel müssen aber wohl nach den Sommerferien weichen. Denn dann, so Brenner vor den gespannt lauschenden Stadträten, sollen die Umbauarbeiten beginnen. „Wir können davon ausgehen, es wird wieder reaktiviert“, sagte der Bürgermeister. Die Terminplanung sehe vor, den neuen Baumarkt im Frühjahr oder Sommer 2018 einzuweihen.

Rot-grüner Schriftzug auf dem Bildschirm

Über eine Bauvoranfrage hatte er schon im Technischen Ausschuss des Gemeinderats berichtet, das war Ende Oktober 2015. Damals hatte niemand aus der Stadtverwaltung aus Datenschutzgründen den Namen Toom genannt. Auf dem großen Bildschirm im Ratssaal aber wurden Fotos gezeigt, auf denen der geplante Endzustand dargestellt wurde – mit rot-grünem „Toom“-Schriftzug über dem Eingang. Seither aber herrschte Funkstille. Normalerweise schicken Bauherren, wenn ihre Bauvoranfrage positiv beschieden wird, relativ rasch die Unterlagen zur Genehmigung des konkreten Baugesuchs. In diesem Fall war das nicht so. Immer wieder wurde im Gemeinderat und im Ausschuss nachgefragt, immer wieder hieß es „wir wissen so viel wie Sie“ – dass bald eröffnet werden soll.

Die Baumarktkette Toom gehört zur Rewe-Gruppe. Deren Pressestelle hat unserer Redaktion am Freitag bestätigt, „dass Toom in Gerlingen einen neuen Standort eröffnen wird“. Darüber hinaus aber gab es keine Informationen oder Details zum Vorhaben, wofür das Unternehmen um Verständnis bat.

Bauvoranfrage war konkreter

Da war die Bauvoranfrage im Oktober 2015 schon konkreter. Damals hieß es im Technischen Ausschuss, das Gebäude solle in den Ausmaßen des Praktiker-Marktes so bleiben, wie es ist. Es sei „einiges an zeitlichem und investivem Aufwand“ vonnöten, ein Anbau oder Ähnliches sei nicht geplant. Die Elektro- und Gebäudetechnik sowie der Brandschutz und die Sicherheit stünden im Vordergrund, hieß es.

Toom ist nicht der einzige neue Baumarkt im Strohgäu: Mitte März 2016 hat der Hagebaumarkt Bolay in der Ditzinger Kernstadt eröffnet. Im Oktober 2015 war vermutet worden, Toom wolle mit der Eröffnung Hagebaumarkt zuvorkommen.

Die Praktiker-Pleite

„20 Prozent auf alles“ – unter diesem Titel liefen jahrelang die Werbeaktionen der Baumarktkette Praktiker.
Praktiker galt unter Branchenexperten als Nummer Drei im bundesweiten Ranking, nach Obi und Bauhaus.
Im Sommer 2013 meldete Praktiker Insolvenz an, im Herbst begann der Ausverkauf. Die häufigen Werbeaktionen hätten zwar Kunden und Umsatz ins Haus gebracht, aber zu wenig Rendite, sagten Branchenexperten; auch hohe Beratungskosten und Missmanagement hätten zu Verlusten geführt. Tausende Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz.