Für die einen ist es ein Schnäppchenparadies, andere kritisieren das Konzept des Zalando Outlets als Resterampe der zurückgesendeten Waren aus dem Internet. Am Donnerstag eröffnet der Online-Händler seinen Store in der Stuttgarter Innenstadt.

Stuttgart - Es ist zu erwarten, dass manche Kundinnen an diesem Donnerstagmorgen so reagieren, wie in der Werbung. Nämlich mit einem spitzen Schrei, wenn der Online-Händler Zalando die Türen seines Outlets an der Hirschstraße 26 öffnet. Die Erwartungen sind nach den ersten Ankündigungen des Unternehmens recht hoch: „Auf rund 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche finden Stuttgarter Kunden ein um bis zu 70 Prozent reduziertes Sortiment von rund 15 000 Produkten von 500 verschiedenen Marken.“

 

Es ist das Halali zur Schnäppchen-Jagd. Die Stichprobe zeigt: Zalando hält Wort. Etwa bei der modischen Version von Birkenstock-Sandalen. Das Preisschild signalisiert dem Kunden eine Ersparnis um 63 Prozent. Statt 54,95 Euro kosten die „Birkis“ 19,95 Euro.

Rückläufer aus dem Online-Handel

Dazu muss man wissen: Alle Artikel stammen aus dem Zalando-Onlineshop und sind entweder aus der Vorsaison oder es sind so genannte Rückläufer, die auch kleinere Mängel aufweisen. Aus diesem Grund sprechen Händler in Stuttgart auch von einer Art Resterampe. Uli Bühler, der ebenfalls in der Hirschstraße Textilien verkauft, meint: „Die haben Probleme mit ihren Retouren und nutzen nun die Innenstadt, um ihren Ramsch zu verscherbeln.“ Zudem zieht Bühler in Zweifel, ob Zalando überhaupt Gewinnabsichten habe oder ob es dem Unternehmen nur darum gehe, andere aus dem Markt zu verdrängen. „Ich hätte es eher begrüßt, wenn ein Mittelständler hier aufgemacht hätte“, sagt er und ergänzt: „Ich habe dennoch die naive Hoffnung, dass mehr Menschen in die Stadt kommen, auch wenn es nicht unsere Zielgruppe ist.“

Dorothee Schönfeld, Geschäftsführerin der Zalando-Outlets, kontert die Kritik des Stuttgarter Einzelhändlers: „Ich glaube nicht, dass mein Vorstand happy wäre, wenn ich kein Geld mit nach Hause brächte.“ Zur Qualität der Waren und den Gewinnen sagt sie: „Wir arbeiten seit 2014 profitabel. Zudem glauben wir an den Wert der Waren, die mit Herzblut produziert worden sind.“ Damit geht sie darauf ein, dass andere Onlinehändler ihre Rückläufer lieber vernichten, statt erneut in den Warenkreislauf zu speisen. Wichtig ist Dorothee Schönfeld auch, dass Zalando seinen Sitz in Deutschland habe und damit auch hier Steuern bezahle.

Zalando will weiter wachsen

Was Uli Bühler Verdrängung nennt, heißt bei Zalando Wachstum. Bis zum Jahr 2021 sollen neben den bereits bekannten Standorten Hannover, Mannheim, Ulm und Konstanz zwei weitere Stores in München an der Bayerstraße 25 und in Nürnberg an der Pfannenschmiedgasse entstehen und die Zahl der Zalando-Outlets auf insgesamt 13 erhöhen. Bisher mache das Unternehmen rund fünf Milliarden Euro Umsatz. Ziel ist es, die Marke zu verdoppeln.