Es tut sich was am Büsnauer Platz: Mitte Januar will ein Bonus-Markt dort eröffnen.

Stuttgart-Vaihingen - Noch ist der Vertrag nicht unterschrieben. Vieles deutet aber darauf hin, dass ein neuer Betreiber für den Lebensmittelmarkt am Büsnauer Platz gefunden ist: Mitte Januar soll dort ein Bonus-Markt eröffnen. Im September hatte der vorherige Mieter, Mohammed Alsadi, sein Nah-und-Gut-Geschäft dort geschlossen. Angeblich, weil sich am Standort das Geschäft nicht mehr lohnte.

 

Bonus-Markt, eine Stuttgarter Einzelhandelskette mit gemeinnützigem Ziel, war bereits früh im Gespräch. Schon auf einer Versammlung des Bürgervereins Vaihingen-Rohr-Büsnau Ende September wurde er von mehreren Kommunalpolitikern genannt. Die städtische Wirtschaftsförderung hatte den Kontakt zwischen der Eigentümerin des Ladens, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, und Bonus-Markt hergestellt.

Die Büsnauer müssen sich noch ein gedulden müssen

Die Eigentümerin will sich vor der Unterzeichnung nicht äußern. Martin Armbruster von der Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart hatte sich jedoch bereits am Freitag zuversichtlich gezeigt, dass es im Laufe dieser Woche soweit sein könnte. „Der Mietvertrag mit der Eigentümerin ist ausgehandelt“, schrieb er in einer Stellungnahme an den Bürgerverein Vaihingen-Rohr-Büsnau. Dessen Vorsitzender, Frank Otto Huber, hatte sich vor zwei Wochen mit der Bitte um Information an die Wirtschaftsförderung gewandt. Unter den Einwohnern von Büsnau sei die Sorge groß, weil sich im Ladenlokal „immer noch nichts tut“ und der Platz „wie ausgestorben“ sei, zitierte Huber die Befürchtungen. Auch die Inhaber der noch im Stadtteil verbliebenen Geschäfte äußerten Sorge. „Es besteht die Gefahr“, so formuliert Huber blumig, dass „die letzten Mohikaner der Prärie den Rücken kehren“.

Seit Montag ist klar, dass die Büsnauer sich noch ein wenig gedulden müssen. Anders etwa im städtischen Ausschuss für Umwelt und Technik angesprochen, kann der Supermarkt nicht im Dezember eröffnen. Das Einzelhandelsunternehmen Rewe, das die Bonus-Märkte mit Waren und Technik versorgt, könne den Markt in Büsnau erst bis Mitte Januar mit der nötigen Computertechnik ausstatten, sagt Hans-Jürgen Beier, Vertriebsleiter bei Bonus-Markt in Stuttgart. „Das liegt nicht daran, dass Rewe das nicht schneller für uns machen will“, konkretisiert er. Vielmehr sei Rewe ein großes Unternehmen und plane langfristiger. „Wir dagegen übernehmen viele Geschäfte ad-hoc“, so Beier. Deswegen müsse eben vieles schneller entschieden werden.

Bonus-Markt will das Ladenlokal in Büsnau ohne große Veränderungen übernehmen. „Wahrscheinlich werden wir ein paar Regale umstellen“, so Beier. Doch die Verkaufsfläche soll weder vergrößert, noch – was ebenfalls in der Diskussion war – verkleinert werden. Derzeit plane das gemeinnützige Unternehmen auch, die Bedientheke aufrecht zu erhalten. Käse, Wurst und Brot sollen dort verkauft werden. Es werde vermutlich schwer, einen Unternehmer – einen Metzger oder einen Bäcker – zu finden, der die Bedientheke in Eigenregie betreibe, schätzt Beier. „Vermutlich ist die Betriebsfläche dafür zu klein.“ Deswegen tüftle der Vertriebsleiter der Bonus-Märkte an einer anderen Lösung. „Schließlich wollen wir ein richtiger Nahversorger sein.“

Fleisch wird es nicht an der Theke geben

Für die Bonus-Märkte wäre eine Bedientheke ein Novum, sagt Beier. Aber er gibt sich zuversichtlich: In einem Wohnumfeld wie in Büsnau stünden die Chancen gut, dass sich ein solcher Verkaufsstand rechne. Fleisch stand ebenfalls auf der Wunschliste der Büsnauer. Doch das wird es nicht an der Theke geben. „Das verkaufen wir abgepackt.“

Fraglich ist derzeit, wie viele Mitarbeiter im neuen Bonus-Markt arbeiten werden. Als Verkäufer beschäftigt das Unternehmen Langzeitarbeitslose, die über Programme des Job-Centers finanziert werden. Derzeit blicken jedoch in Stuttgart viele Bonus-Markt-Mitarbeiter in eine unsichere Zukunft. Es ist unklar, wie und ob die Förderprogramme weitergeführt werden. Es sei jedoch sicher, so Hans-Jürgen Beier, dass dieses Problem die Eröffnung des Bonus-Marktes in Büsnau nicht betreffen wird. „Im Zweifelsfalle strukturieren wir innerhalb unserer Stuttgarter Filialen Personal um.“ Offen ließ er, ob dies bedeute, dass nicht so gut laufende Märkte in anderen Stadtteilen dann mit weniger Personal auskommen müssen – oder womöglich geschlossen werden.

Einkaufssituation in Büsnau:

Bonus-Markt: Das Unternehmen mit Sitz in Stuttgart ist eine Filialkette des Lebensmitteleinzelhandels. Es will Menschen in Arbeit bringen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt wenige Chancen haben. Bonus ist ein Tochterunternehmen der SBR – gemeinnützige Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration mbH.

Bürgerversammlung: Am 26. September hatte der Bürgerverein Vaihingen-Rohr-Büsnau zu einer Versammlung geladen. Einige Bürger brachten die Idee ein, einen Laden in Form einer Genossenschaft zu betreiben.

Dürrlewang: Im Nachbarstadtteil stehen die Chancen auf einen neuen Nahversorger derzeit schlechter – die Verhandlungen um die betroffenen Immobilien stocken. Groß war zudem der Ärger, als vor wenigen Wochen in einer Stellungnahme von OB Wolfgang Schuster von einem Wochenmarkt die Rede war, obwohl diese Idee bereits seit Ende Mai vom Tisch ist.