Italien will das Einkaufen am Sonntag wieder verbieten. Es gehe um den Schutz der Familien. Die Kirche jubelt, die Wirtschaft grollt und die Opposition spottet.

Rom - Die Kirche jubiliert, der Großhandelsverband spricht von Teufelszeug: Die Regierung in Italien will noch dieses Jahr ein Gesetz erlassen, das es Einkaufszentren und Supermärkten verbietet, sonntags und an Feiertagen zu öffnen. Die Begründung: Die italienische Familie müsse geschützt werden. Seit 2011 ist es in Italien Usus, seine Einkäufe auch am Sonntag zu erledigen. In der Koalition geht es nur noch um die Sonderregelungen, ob nun an acht oder an zwölf Sonntagen im Jahr Ausnahmen gelten sollen. Nicht nur Arbeitsminister Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung, auch die rechte Lega, die eigentlich unternehmernah ist, scheint Feuer und Flamme für das neue Gesetz. Man wolle „den Familien die Freude an einem Spaziergang an der frischen Luft zurückgeben“. Applaus kommt von der Kirche. „Eine Gnade Gottes“ nennt Giancarlo Maria Bregantini, der Erzbischof von Campobasso, den Vorstoß.

 

Sogar der Papst arbeitet am Sonntag

Die Familien der Supermarkt- und Einzelhandelsangestellten machen also bald ihren Sonntagsausflug, während die Angestellten an Tankstellen, Autogrills, Bars, Museen und Restaurants dafür sorgen, dass dieser auch reibungslos abläuft. Selbst der Papst arbeitet sonntags. Jeden Sonntag spricht er auf dem Petersplatz in Rom das Angelus-Gebet.

Claudio Gradara, der Präsident des Großhandelsverbands Federdistribuzione, kritisiert das Gesetzesvorhaben als unbegreiflich und konjunkturschädlich. Laut der Zeitung „La Repubblica“ gehen etwa 19 Millionen Italiener sonntags einkaufen. Der Chef der Supermarktkette Conad, Francesco Pugliese, befürchtet, dass 40 000 bis 50 000 Arbeitsplätze gefährdet sein werden. Grünes Licht kommt hingegen von den Gewerkschaften Filcams-Cgil und Confesercenti. Die Liberalisierung der Öffnungszeiten habe dazu geführt, dass viele kleine Läden schließen mussten, weil sie der Konkurrenz der großen Supermärkte, die sich das Personal für sonntags leisten können, nicht gewachsen waren.

Für Matteo Renzi vom oppositionellen Partito Democratico ist das angekündigte Verbot nur eines: unzeitgemäß. „Di Maio behauptet, dass Sonntagsarbeit die Familie zerstöre. Er lebt auf dem Mars.“