Der Standort ist schon gefunden: An der der A 81 und der Bundesstraße 28 soll ein Shoppingzentrum für Produkte aus dem Landkreis samt Gastronomie und anderen Angeboten entstehen. Es fehlt nur noch der Investor.
Herrenberg - Rund 125 000 Fahrzeuge fahren täglich über die Autobahn A 81 bei Herrenberg. Dieses Potenzial will der Landkreis Böblingen nicht mehr einfach passieren lassen: Ein Regionalzentrum an der Autobahnausfahrt Herrenberg soll die Durchreisenden künftig auf die Schönheiten und vor allem die Produkte des Heckengäus und des Schönbuchs aufmerksam machen. „Wir wollen die Autofahrer neugierig machen und sie motivieren, bei uns eine Rast einzulegen und sich mit der Region auseinander zu setzen“, erklärt Siegfried Zenger die Idee, ein Einkaufszentrum bei der Ausfahrt Herrenberg zu bauen. „Es hängt davon ab, ob wir einen Investor finden“, sagt der Leiter der Abteilung Regionalentwicklung im Landratsamt. Grob geschätzt rechnet er mit Kosten von rund sechs Millionen Euro.
Regionalmarkt in Wolpertshausen als INspiration
Anderswo werden verkehrsgünstig gelegene Standort bereits entsprechend genutzt: Siegfried Zenger hat sich unter anderem vom Regionalmarkt der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall in Wolpertshausen inspirieren lassen, der an der Autobahn 6 liegt. Der Bauernmarkt in Dasing bei Augsburg an der A 8 und die Käserei Capriz in Südtirol bei Bruneck hat er sich ebenfalls angeschaut. „Solche Regionalzentren sind eine tolle Idee“, sagt der Abteilungsleiter. Im Landkreis Böblingen soll mit diesem Mittel die Regionalmarke Heimat präsentiert werden sowie der Naturpark Schönbuch und das Heckengäu.
Beim Verband Region Stuttgart kommt das Projekt auch gut an: Es wird im Programm „Wirtschaft und Tourismus“ mit 35 000 Euro gefördert. Bislang hat ein Gutachter unter acht möglichen den passenden Standort ausgewählt. Das Gewerbegebiet im Herrenberger Stadtteil Gültstein liegt nicht nur an der Autobahn, sondern außerdem direkt unterhalb der Streuobstwiesen und dem Schönbuch. Dort können die Besucher gleich die Landschaft sehen, deren Produkte sie kaufen. Als Ausgangspunkt für Wanderungen oder Radtouren bietet sich die Stelle darüber hinaus an. Denn Einheimische soll das Regionalzentrum ebenfalls anziehen. Ein Ausbau der Rastanlage Schönbuch wäre deshalb nicht nur mangels Fläche nicht infrage gekommen, erklärt Siegfried Zenger.
Herausgehobene Architektur auf exponiertem Gelände
Damit das Gebäude den Autofahrern auffällt, ist auf dem exponierten Gelände eine herausgehobene Architektur geplant. Die Südtiroler Käserei hat beispielsweise die Form eines Käses. Als Erlebniswelt beschreibt der Regionalentwickler das geplante Zentrum: Neben dem Verkauf der lokalen Lebensmittel sind ein gastronomisches Angebot sowie eine Tourist-Information geplant. Zu den Visionen zählen eine Schaubrennerei, eine Schaumosterei sowie ein Streichelzoo für Kinder. „Über das Erleben kann man einen Anreiz zum Kauf bieten“, erklärt Siegfried Zenger das Konzept.
Als Betreiber ist der gemeinnützige Betrieb Femos im Gespräch, der Arbeitsplätze für behinderte Menschen etwa in Cap-Märkten bietet. Auch der Kreisbauernverband und der Verein Schwäbisches Streuobstparadies sind mit von der Partie. Mögliche Investoren haben sich schon gemeldet. Vom Geldgeber müsste die Immobilie erstellt werden. „Ich glaube, dass wir gute Erfolgschancen haben“, sagt Siegfried Zenger – und verweist auf die anderen Regionalmärkte, die allesamt gut funktionierten.
An der A 6 bei Wolpertshausen macht ein Turm, an dessen Spitze sich ein schwäbisch-hällisches Schwein dreht, auf das Angebot aufmerksam. „Es war ein mutiges Projekt an diesem Standort“, sagte Rudolf Bühler bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Lebensmittelgeschäftes mit Restaurant und Touristikzentrale im vergangenen Oktober. Aber es sei zu einer Erfolgsgeschichte geworden, befand der Gründer der Erzeugergemeinschaft: 4000 Produkte von rund 1400 Betrieben aus Hohenlohe bestücken den Markt. Neben vielen Autofahrern halten dort auch Reisebusse aus ganz Europa – und der Linienbus Richtung Berlin macht dort Station.