Ein Jahr vor der Eröffnung des Einkaufszentrums Gerber steht der Rohbau, 85 Prozent der Ladenflächen sind vermietet. Von der Vergangenheit des Areals ist nicht mehr viel zu sehen.

Stuttgart - Der Wandel im Stadtbild ist bemerkenswert. An kaum einem Ort ist er so gut zu beobachten wie zwischen Paulinenbrücke und Tübinger Straße. Am Dienstag wurde auf dem Rohbau des Shopping-Centers Gerber Richtfest gefeiert. An der Stelle, an der in einem Jahr 85 Ladengeschäfte und Restaurants eröffnen sollen, standen früher die Hauptverwaltung der Allgemeinen Rentenanstalt, ein denkmalgeschütztes Gebäude und eine Kirche.

 

Von der Historie des Areals zwischen Tübinger-, Sophien- und Marienstraße wird künftig lediglich die Fassade der Tübinger Straße 22 zeugen. „Unter den Grundstücken des Gerbers befand sich auch dieses denkmalgeschützte Gebäude“, sagt Immo Dehnert, der Pressesprecher der Wüstenrot & Württembergische (W & W), der Nachfolgerin der Allgemeinen Rentenanstalt und Eigentümerin des gesamten Geländes. Lange wurde im Gemeinderat diskutiert, die Denkmalschutzbehörde kämpfte erbittert für den Erhalt des Gebäudes. Am Ende stimmten die Stadträte doch den Plänen der Versicherung zu, die Tübinger Straße 22 zum dritten Eingang des Gerbers zu machen – allein die Fassade bleibt erhalten.

Was in den neuen Räumen hinter den alten Mauern geschehen soll, ist sinnbildlich für das Konzept des Gerbers: Die US-Modemarke Urban Outfitters wird dort ihr bislang erstes Markengeschäft in Stuttgart auf 2000 Quadratmetern über drei Etagen einrichten. 80 Prozent der Ladenflächen – insgesamt soll es 25 000 Quadratmeter davon geben – will man mit Marken füllen, die es in der Stadt bislang nicht gibt. Aktuell hat der Projektplaner Phoenix das spanische Textilunternehmen Mango als neuesten Zugang für das Gerber bekannt gegeben.

Richtfest wurde im kleinen Kreis gefeiert

Ebenfalls Teil des Areals, aber nicht des Einkaufszentrums ist das Grundstück, auf dem im März dieses Jahres die Auferstehungskirche an der Sophienstraße abgerissen wurde. Auch hier gab es Versuche, das Gebäude zu bewahren. Die Kirche stand seit 1879 im Gerberviertel, wurde aber im Krieg so schwer beschädigt, dass sie nach ihrem Wiederaufbau nicht mehr denkmalgeschützt war. Die Württembergische Versicherung wird an Stelle der Kirche ein Wohn- und Geschäftshaus samt Kindertagesstätte bauen.

Bei allen internationalen Marken und Namen, das Richtfest wurde am Dienstag im kleinen Kreis gefeiert. „Das haben wir für die Leute auf der Baustelle geplant, ohne große Show“, sagt Frank Lebsanft, der Sprecher des Projektplaners Phoenix