In dem Waiblinger Einkaufszentrum an der Stadtgrenze nach Fellbach haben die Handwerker das Kommando übernommen. Der Umbau wird sich allerdings noch bis mindestens Ende des Jahres hinziehen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Dass sich etwas tut, ist unüberhörbar. Schon am Eingang der einstigen Einkaufsmeile, an dem eine Schuhhandelsfiliale ob des verwaisten Eindrucks per Schild mit Ausrufezeichen signalisiert „Wir haben weiterhin für Sie geöffnet“, vibriert der Boden. Ein Schlagbohrer oder anderes stärkeres Gerät übertönt die Popmusik, die aus einem Jeansladen dudelt, in dem eine Verkäuferin ziemlich vergebens auf Kundschaft wartet. Was genau sich in dem mit Spanplatten und Folien blickdicht abgetrennten hinteren Bereich des Waiblinger Remsparks abspielt, bleibt den handverlesenen Besuchern indes verborgen.

 

Vom Ankermieter zum Eigentümer

Im Herbst hat das zur Schwarz-Gruppe gehörende Kaufland das Kommando in dem einst ordentlich sortierten Einkaufszentrum übernommen. Nach dem Auszug des Real-Marktes Anfang vergangenen Jahres hatte das Neckarsulmer Unternehmen eigentlich nur als Ankermieter auf der rund 12 000 Quadratmeter großen Fläche der pleite gegangenen Lebensmittelkette einspringen und deren Mitarbeiter übernehmen wollen. Im November jedoch gab der Lebensmittelvollsortimenter, der in Deutschland eigenen Angaben zufolge mehr als 750 Filialen betreibt, überraschend bekannt, den kompletten Standort als Eigentümer übernommen zu haben.

Man werde das Einkaufszentrum „mit attraktiven Fachmärkten, Händlern und Dienstleistern neu aufstellen und erfolgreich weiterbetreiben“, hat Ralf Hauschild, Geschäftsführer Vertrieb Region Süd-West bei Kaufland, bei Bekanntgabe der Übernahme im November versprochen. Die bereits von dem Vorgänger begonnenen Sanierungsmaßnahmen würden nun in eigener Regie fortgesetzt. Parallel dazu sei geplant, das Center komplett zu revitalisieren und mit „ergänzenden Branchen am Standort ein attraktives Einkaufserlebnis anzubieten“.

Das Einkaufsangebot ist stark reduziert

Davon ist rund ein Vierteljahr später freilich noch nicht viel zu sehen. Im Gegenteil. Nur noch ein Bruchteil der früheren Geschäfte ist geöffnet beziehungsweise vorhanden. Die Toiletten sind in Container auf den Parkplatz vor dem Einkaufszentrum verlagert worden. Bis auf ein Café, das in eine leer stehende Parzelle im vorderen Teil des Remsparks umgezogen ist, und einen eisern durchhaltenden Ableger einer Fisch-Schnellrestaurant-Kette, ist der komplette Gastro-Bereich verschwunden.

Doch genau diesen will Kaufland offenbar nicht nur wiederbeleben. „Herzstück“ eines „zukunftsfähigen und attraktiven Vermietungskonzeptes“ werde ein „zentral gelegener Foodcourt“ sein, heißt es auf Nachfragen aus der Neckarsulmer Firmenzentrale. Bestätigt werden insgesamt laufende „umfangreiche Baumaßnahmen auf der ehemaligen Real-Fläche und parallel dazu die Revitalisierung des kompletten Centers“. Neben Kaufland werde eine weitere neue Fachmarktfläche hergerichtet – für wen genau, will man allerdings noch nicht näher spezifizieren. Auch über die Höhe der Investitionen, den Verlauf und die Kosten der Sanierung, bei der schon von dem Vorgänger asbesthaltige Materialien entdeckt worden sein sollen, will man keine näheren Angaben machen. Nur so viel: Man setze ganz auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. So sollen unter anderem alte Lüftungszentralen, die einen hohen Stromverbrauch verursachen, durch energieeffiziente Anlagen ersetzt werden.

Kunden brauchen noch Geduld

Bis alles fertig ist, werden die Kunden allerdings noch Geduld aufbringen müssen. Die Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen würden noch einige Zeit in Anspruch nehmen, so eine Unternehmenssprecherin. Angepeilt wird Ende des Jahres. Sobald ein konkreter Termin feststehe, werde man informieren.

Bis dahin wird sich das Fisch-Schnellrestaurant wohl damit abfinden müssen, dass das Umfeld zwischen Leerstand und Baustellenplane die Lauf- und Stammkundschaft eher abschrecken wird. Immerhin hat dafür aber der ein oder andere Handwerker auf Lachs- oder Backfischvesper umgestellt.

Der neue Eigentümer im Remspark

Remspark
Das Einkaufszentrum im Süden der Stadt Waiblingen ist Anfang der 1970er Jahre eröffnet und Ende der 90er zuletzt grundlegend saniert worden. Insgesamt verfügt der Remspark über eine Verkaufsfläche von knapp 17 000 Quadratmetern, rund 12 000 wurden bis Anfang vergangenen Jahres von Real genutzt.

Kaufland
Das zur Schwarz-Gruppe gehörende Unternehmen mit Stammsitz in Neckarsulm hat den Remspark im Herbst von dem Finanzinvestor Sistema Capital Partners (SCP) erworben. Zumindest bis zum Ausbruch des Ukraine-Kriegs sollen hinter SCP der russische Milliardär Wladimir Jewtuschenku und sein Sohn Felix gestanden haben. Über die Kaufsumme ist Stillschweigen vereinbart worden. Kaufland betreibt eigenen Angaben zufolge in Deutschland mehr als 750 Filialen und beschäftigt rund 84 000 Mitarbeiter. Das Lebensmittelangebot wird in den Märkten durch Haushaltswaren, Elektroartikel, Schreib- und Spielwaren sowie wöchentlich und saisonal wechselnde Aktionsware erweitert.