Im November eröffnet die Einrichtung für Kinder mit und ohne Behinderung an der Ernsthaldenstraße. Die Kindertagesstätte ist die erste dieser Art der Stuttgarter Lebenshilfe.

Stuttgart-Vaihingen - Auf der Baustelle an der Ernsthaldenstraße herrscht reger Betrieb. Stein um Stein errichten die Bauarbeiter derzeit einen Anbau auf der östlichen Seite des Gebäudes, in dem das neue Treppenhaus sowie ein Aufzug untergebracht sein werden. „Die Einrichtung wird komplett barrierefrei sein“, sagt Reinhard Bratzel, der Geschäftsführer der Stuttgarter Lebenshilfe.

 

Die Rede ist von der Kindertagesstätte, die im November eröffnen soll. Dass sie barrierefrei ist, ist in diesem Fall von ganz besonderer Bedeutung. Denn die Kita wird inklusiv sein, das heißt Kinder mit und ohne Behinderung werden gemeinsam betreut. Das Ziel: geistige und körperliche Einschränkungen werden als normal angesehen, ein gemeinsamer Alltag entsteht. „Pro Gruppe wird es vier Plätze für Kinder mit Behinderungen geben“, sagt Bratzel. Insgesamt wird an der Ernsthaldenstraße für 30 Kinder in zwei altersgemischten Ganztagesgruppen Platz sein. Geplant wird das Gebäude vom Architekturbüro Bubeck. Im Untergeschoss wird es einen Werkraum geben mit direktem Zugang zum Garten. Eine Gruppe wird im Erdgeschoss untergebracht sein. Weitere Räume sind die Verteilerküche, Mitarbeiterräume und sanitäre Anlagen für die Kinder. Ebenfalls auf der Etage: das Esszimmer, das von beiden Gruppen gemeinsam genutzt wird. Im Obergeschoss spielen die Kinder der zweiten Gruppe, darüber hinaus wird es einen Mal- und Kreativraum geben, einen Mitarbeiterraum sowie ebenfalls Toiletten, eine Dusche und einen Wickeltisch.

Es fehlen Ganztagsplätze für Kinder mit Behinderungen

Im zweiten Obergeschoss können die Kinder unter anderem in einem Sport- und Bewegungsraum toben und turnen, darüber hinaus gibt es einen Therapieraum und zwei Schlafräume. „Wenn wir während des laufenden Betriebs merken, dass auch ein Schlafraum ausreicht, wollen wir aus dem kleineren Zimmer einen Ruheraum machen“, sagt Bratzel.

Die Einrichtung in Vaihingen ist die erste dieser Art der Stuttgarter Lebenshilfe. Modell für die Kita in Vaihingen war eine bereits bestehende der Lebenshilfe in Karlsruhe. „Vor einem dreiviertel Jahr habe ich mir die Kita angeschaut“, berichtet Bratzel. Nicht einmal er habe die Kinder mit Handicap von denen ohne auseinanderhalten können. „Da war klar, dass es der richtige Weg ist.“

Wann die Entscheidung fiel, eine Einrichtung in Vaihingen zu eröffnen? „Vor einem Jahr im Sommer haben wir uns intensiv damit beschäftigt“, erzählt Bratzel. Ursache sei die Diskussion um den gesetzlichen Anspruch für einen Betreuungsplatz gewesen. Das Fazit der Lebenshilfe: In Stuttgart fehlen nicht nur grundsätzlich Kindertagesstätten, sondern vor allem Ganztagsplätze für Kinder mit Behinderungen.

Vom inklusiven Konzept angetan

Als im vergangenen Jahr die Mieter aus dem Gebäude an der Ernsthaldenstraße 41 auszogen, fiel die Entscheidung dort eine Kindertagesstätte einzurichten. Das Areal neben den Werkstätten an der Jurastraße gehört der Lebenshilfe bereits seit 2011. In den kommenden Jahren sollen an der Jurastraße eine neue Werkstatt sowie ein Förderzentrum entstehen. Bratzel betont: „Auf den Betrieb der Kita wird das keine Auswirkungen haben.“

Die Kindertagesstätte kostet insgesamt rund eine Million Euro. 900.000 Euro fallen für den Umbau an, weitere 100.000 Euro werden für die Ausstattung und das Mobiliar fällig. Allerdings: Der Verein erhält Zuschüsse von Stadt und Land, so dass die Lebenshilfe lediglich ein Viertel der Baukosten selbst bestreiten muss.

Während der Verein derzeit noch auf der Suche nach einem Kooperationspartner für die Verpflegung der Kinder ist, ist das Personal bereits fast komplett gefunden. „Das hat uns sehr überrascht“, sagt Bratzel. Es seien viele Interessenten von dem inklusiven Konzept angetan gewesen. Unter den auch männlichen Fachkräften gibt es Erzieher, Heilerziehungspfleger, Ergotherapeuten und Sozialarbeiter. Die Kitaleitung übernimmt Antje Strohmeyer. Auf der Hand liegt freilich grundsätzlich die Zusammenarbeit mit den benachbarten Werkstätten.