Der Stuttgarter Weg der vorgezogenen Untersuchung zeigt erste Erfolge. Doch für eine individuelle Förderung fehlt das Personal.

Stuttgart - Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer ist stolz auf Stuttgart. Grund dafür ist eine Bilanz der vorgezogenen Einschulungstests (ESU). Demnach haben in diesem Jahr deutlich weniger Kitakinder Sprachprobleme als noch vor einem Jahr, sagte Fezer der StZ. Die Quote der Kinder mit Sprachförderbedarf sank von 36 auf 25,8 Prozent - trotz steigendem Migrantenanteil. Fezer führt dies auf den Stuttgarter Sonderweg bei den landesweiten Tests zurück und darauf, dass das Kitakonzept in Stuttgart "immer mehr greift". Zum Vergleich: im Landesdurchschnitt haben 28 Prozent der Kinder einen Sprachförderbedarf. Das war auch schon im Vorjahr so.

Seit anderthalb Jahren werden bereits alle viereinhalbjährigen Kinder auf ihren Entwicklungsstand getestet - landesweit. Stuttgart geht dabei einen eigenen Weg: "Bei unseren Einschultests ist der Arzt immer dabei, bei allen Kindern, und auch die Eltern werden einbezogen." Dieses Verfahren habe große Vorteile: "Der Arzt erklärt den Eltern im persönlichen Gespräch, wo das Kind steht und wie sie es fördern können, er gibt den Eltern Anregungen." Und er koppelt die Ergebnisse auch an die Erzieherinnen im Kindergarten zurück, so dass diese sensibilisiert werden und darauf reagieren können. "Das hat im ersten Jahr noch nicht so gut geklappt", berichtet Rose-Renate Nowotzin, die Leiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes im Gesundheitsamt. "Man musste erst lernen, die gleiche Sprache zu sprechen." Das habe sich jetzt eingespielt.

Auch andere Kriterien werden geprüft


Doch nicht nur der Sprachstand spielt bei der ESU eine Rolle. Auch die Grobmotorik wird untersucht. Die Kinder mussten zeigen, ob sie auf einem Bein hüpfen können. Damit hatten dieses Jahr 20 Prozent der Kinder ein Problem, im Vorjahr waren es 19 Prozent. Verbessert haben sie sich hingegen bei der sogenannten Visuomotorik. Nur noch 22 Prozent (Vorjahr 28 Prozent) der 4500 untersuchten Kinder hatten Schwierigkeiten, eine Vase, Striche oder Punkte in einer speziellen Anordnung abzuzeichnen. "Man sieht dabei, ob sie schon mal einen Stift in der Hand gehabt haben", so Nowotzin. Auffälligkeiten bei der Einschätzung von Mengen auf einen Blick hatten 23 Prozent der Kinder, Probleme mit Farben jedoch nur fünf Prozent.

Einen weiterführenden Sprachtest, den sogenannten SETK, bei dem es um Sprachwahrnehmungsstörungen geht, mussten in Stuttgart nur wenige Kinder absolvieren. Er wird nur in Einrichtungen verlangt, die Sprachfördermittel von der Landesstiftung beantragt haben, was für die meisten Kitas nicht zutreffe. Dieser Test diene sonst nur als Diagnoseinstrument für Kinder, die einen Satz komplett wiederholen können, aber den Inhalt nicht aufnehmen. Diese Kinder erhielten dann keine Förderung, sondern eine Therapie.