Einsparpotenzial im Haushalt gesucht Schuldenstand steigt in Aidlingen

Aidlingen muss in den kommenden Jahren seine Ausgaben priorisieren. Foto: Eibner

Aidlingen steht vor finanziellen Herausforderungen. Der Haushalt 2025 ist dennoch genehmigungsfähig. In den kommenden Jahren könnte allerdings ein harter Sparkurs nötig werden.

Den Finger in die Wunde legen – das tun zwei Dauergäste im Aidlinger Gemeinderat. Auch als zuletzt die Einbringung des Haushalts für 2025 auf der Agenda stand, waren die verwaltungskritischen Bürger Willi Reiss und Reinhold Poos wieder im Ratssaal mit dabei. Diesmal durften sie nicht nur zuhören, zum Sitzungsbeginn waren auch Bürgerfragen zugelassen.

 

Den promovierten Maschinenbauer und ehemaligen Leiter des Mercedes-Werks Willi Reiss interessierte dabei vor allem eins: Wie steht es um die Verschuldung der Gemeinde?

Will Reiss sieht „Katastrophe“ auf Aidlingen zukommen

Nach Auskunft der Vize-Kämmerin Michelle Lang beträgt der Schuldenstand derzeit drei Millionen Euro. „Das sind noch unter 400 Euro pro Kopf“, erklärte Lang. Damit bewegt sich Aidlingen laut Zahlen des Statistischen Landesamts im Rahmen vergleichbarer Kommunen im Regierungsbezirk Stuttgart. Reiss wollte sich damit aber nicht zufrieden geben. Er rechnete vor, dass der Gesamtschuldenstand in den kommenden Jahren auf 27 Millionen steigen könnte.

„Was auf uns zukommt, ist eine Katastrophe“, befand Reiss unter anderem mit Blick auf eine millionenschwere Fehlkalkulation bei den Abwassergebühren, die seit vergangenem Jahr die Privathaushalte stark belastet. Er forderte deshalb von Gemeinderat und Verwaltung, sich Gedanken zu machen, „wie man das überhaupt bewältigen will.“

„Durch Tilgung“, antwortete Bürgermeisterin Helena Österle (CDU) knapp und verwies auf geplante Baumaßnahmen, die auf lange Sicht wieder Einnahmen in den Haushalt spülen könnten. „Man kann Investitionen auch verschleppen – und man hat hier auch einiges verschleppt, muss ich mal sagen“, sagte die neue Ortschefin, die seit Anfang Dezember das Rathaus führt. „Wir werden in diesem Jahr einen genehmigungsfähigen Haushalt hinbekommen“, versicherte sie und betonte zugleich, dass es derzeit vielen Kommunen finanziell schlecht gehe.

Strategisches Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat

Um weiterhin handlungsfähig zu sein, werde man priorisieren und Einsparpotenziale finden müssen, kündigte sie eine strategische Planung in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat an. Im Gremium sieht man ebenfalls Anlass zum Sparen. Malte Schaub (CDU) sprach mit Blick auf den im Februar anstehenden Haushaltsbeschluss von „Bauchschmerzen“. Einige Ratsmitglieder stellten eigene Anträge. Elke Anders (Grüne) erwirkte mehrheitlich einen Sperrvermerk für ein Ersatz-Fahrzeug und den Bau einer Leichtbauhalle für die Feuerwehr. Matthias Harr (Die Freien) reagierte mit dem Antrag auf einen Feuerwehrbedarfsplan und erhielt dafür breite Zustimmung.

Einige Themen wie etwa der Kindergarten seien aber nun einmal Pflichtaufgaben, stellte Österle klar. Das Thema Kinderbetreuung spiegelt sich sowohl bei den um rund eine halbe Million Euro gestiegenen Personalkosten als auch bei baulichen Investitionen wider. Der knapp neun Millionen Euro teure Kindergartenneubau in Dachtel schlägt in diesem Jahr mit fast drei Millionen Euro zu Buche und macht damit den größten Posten bei den Investitionskosten aus.

Hohe Investitionskosten im laufenden Jahr

Weitere Maßnahmen sind ein Neubau für die Unterbringung von Geflüchteten (1,5 Millionen Euro), die Sanierung der Sonnebergstraße (600 000 Euro), die LED-Umrüstung der Straßenbeleuchtung (450 000 Euro), Planungskosten für die Sanierung der Buchhaldenhalle (100 000 Euro) und die Planungskosten für die Mensa der Schallenbergschule (100 000 Euro).

Haushaltskennzahlen in Kürze

Sieben Millionen fehlen
Der Ergebnishaushalt hat ein Volumen von rund 27 Millionen, geplanter Verlust: knapp 600 000 Euro. Im Finanzhaushalt stehen neun Millionen Euro Investitionen an. Abzüglich Zuschüssen muss die Gemeinde knapp sieben Millionen selbst stemmen – jeweils etwa zur Hälfte aus liquiden Eigenmitteln und über Kredite.

Eigenbetriebe
 Hier stehen fast drei Millionen Investitionskosten an – darunter für die Instandhaltung der Regenüberlaufbecken (1,8 Millionen Euro) und die Sanierung der Sonnenbergstraße (750 000 Euro).

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